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Politik: Elf-Aquitaine-Prozess: Der tiefe Fall des Ministers

Roland Dumas ist alt geworden in den vergangenen Monaten. Als habe er die harte Strafe, die ihn treffen würde, schon geahnt.

Roland Dumas ist alt geworden in den vergangenen Monaten. Als habe er die harte Strafe, die ihn treffen würde, schon geahnt. Zu sehen ist der ehemalige französische Außenminister nur noch mit Krücke und in gebeugter Haltung. Verflogen war die weltmännische Eleganz, die der brillante Anwalt, noch zu Beginn des Elf-Prozesses Anfang Januar ausstrahlte. Doch das Verfahren um die Schmiergeldzahlungen des Ölkonzerns Elf-Aquitaine zerrte offenbar an seinen Kräften. Am Mittwoch verurteilte ihn die 11. Pariser Strafkammer zu sechs Monaten Haft, einer Bewährungszeit von zwei Jahren und einer Geldstrafe von rund 297 000 Mark.

Bis 1999 war Dumas noch als Präsident des französischen Verfassungsrates der höchste Rechtssprecher der Republik gewesen. Im spektakulärsten Korruptionsprozess Frankreichs ging es um die Veruntreuung von 65 Millionen Francs (knapp 20 Millionen Mark). Das Geld kassierte die Ex-Geliebte Dumas, Christine Deviers-Joncour, vor einem Jahrzehnt von Elf. Jetzt wurde sie zu drei Jahren Haft, die Hälfte davon auf Bewährung, verurteilt. Deviers-Joncour hatte sich in einem Buch selber als "Hure der Republik" bezeichnet. Von dem Geld soll auch Dumas profitiert haben. Seine Mätresse zeigte sich nicht kleinlich: Mit dem Kauf eines Luxusappartements an der Seine, handgefertigten Schuhen und griechischen Statuen hat sie ihren Geliebten verwöhnt. Dumas wollte bis zuletzt von der Herkunft ihres plötzlichen Reichtums nichts gewusst haben. Der Staatsanwalt beschuldigte ihn jedoch, selbst dafür gesorgt zu haben, dass seine Geliebte auf die Gehaltsliste von Elf-Aquitaine kam.

Als Hauptzeuge im Prozess war die ehemalige Nummer zwei des früheren Staatskonzerns Elf, Alfred Sirven, aufgetreten. Vier Jahre war er flüchtig und im Februar überraschend auf den Philippinen gefasst worden. Der laufende Prozess wurde daraufhin unterbrochen und neu angesetzt. Er wurde nun zu vier Jahren Haft verurteilt. Sein Vorgesetzter, der damalige Elf-Aquitaine-Chef, Loik Le Floch-Prigent, erhielt dreieinhalb Jahre Haft und muss eine Geldstrafe zahlen.

Insgesamt standen in Paris sieben Personen vor Gericht. Das Urteil war das erste in den Verfahren um den Ölmulti Elf-Aquitaine. Der Richterspruch betrifft nur einen Teilbereich der Ermittlungen. Die Verdächtigungen bezüglich der Schmiergeldzahlungen an die CDU oder den dubiosen Verkauf von sechs Fregatten an Taiwan waren davon ausgeschlossen gewesen.

Michael Kläsgen

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