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Politik: Elitesoldaten kommen frei

Streit zwischen den USA und der Türkei entschärft

Istanbul. Die Türkei und die USA haben sich am Sonntag bemüht, ihren Streit um die Gefangennahme von elf türkischen Soldaten durch US-Truppen in Nordirak beizulegen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ließ nach einem Telefonat mit US-Vizepräsident Dick Cheney am Abend in Ankara erklären, die Soldaten würden noch in der Nacht um Montag türkischen Vertretern in der nordirakischen Stadt Süleymaniye übergeben. Eine gemeinsame türkisch-amerikanische Kommission soll den Zwischenfall untersuchen; noch am Sonntagabend waren erste Gespräche zwischen Türken und Amerikanern in Nordirak geplant. Zuvor hatte die Türkei mit einer weiteren Truppenverstärkung in Nordirak gedroht. Zudem zog die türkische Armee ihre Verbindungsoffiziere aus dem US-Kommandozentrum in Florida zurück.

Die türkischen Elitesoldaten waren am Freitag in Süleymaniye gefangen genommen und nach Bagdad gebracht worden. Der Grund dafür blieb auch am Sonntag unklar; US-Regierungssprecher lehnten Stellungnahmen zu dem Vorfall ab. Angeblich sollen die türkischen Soldaten in einen Plan zur Ermordung eines kurdischen Politikers verwickelt gewesen sein, was Ankara aber bestreitet. Türkischen Medienberichten zufolge sagte auch Cheney in dem Gespräch mit Erdogan nichts über die Motive für die Militäraktion.

Zuvor hatte die Türkei aus Protest gegen die Festnahmen ihren einzigen Grenzübergang nach Irak geschlossen und damit den Treibstoffnachschub für die Amerikaner jenseits der Grenze gestoppt. Auch die Verlegung weiterer Truppen nach Nordirak zählte zu den Optionen der türkischen Militärplaner; ein kleiner Aufklärungstrupp wurde bereits nach Süleymaniye entsandt.

In dem Streit mit den USA stand die türkische Regierung unter erheblichem innenpolitischen Druck. Die Opposition sprach von einem ehrverletzenden Verhalten der USA, in Ankara und Istanbul gab es anti-amerikanische Demonstrationen. Es war die zweite türkisch-amerikanische Krise innerhalb weniger Monate. Im März hatte das türkische Parlament durch sein Nein zu einer US-Truppenstationierung im Irak-Krieg die US-Regierung verärgert.

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