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Politik: Emittlungen gegen Neonazis aufgenommen - Zweifel am Bekennerschreiben

Nach einem Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge hat die Polizei Ermittlungen gegen Neonazis aufgenommen, zugleich aber nicht ausgeschlossen, dass Linksextreme dahinterstecken. Das am Tatort gefundene Bekennerschreiben sei für Rechtsradikale untypisch, berichtete die Polizei am Freitag.

Nach einem Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge hat die Polizei Ermittlungen gegen Neonazis aufgenommen, zugleich aber nicht ausgeschlossen, dass Linksextreme dahinterstecken. Das am Tatort gefundene Bekennerschreiben sei für Rechtsradikale untypisch, berichtete die Polizei am Freitag. Am Donnerstagabend gegen 22.10 Uhr war eine Glasflasche mit brennender Flüssigkeit gegen das jüdische Gotteshauses geschleudert worden. Die brennende Lunte wurde von Anwohnern ausgetreten. Die Bundesregierung verurteilte "den feigen Anschlag auf das Allerschärfste", wie ihr Sprecher Uwe-Karsten Heye in Berlin sagte. Auch Bürger reagierten betroffen und legten Blumen vor der Synagoge ab.

Als tatverdächtig galten zunächst Rechtsextreme, die zuvor in der Nähe des jüdischen Gotteshauses Hitlers Geburtstag gefeiert hatten. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Landeskriminalamt und Polizei erklärte Polizeichef Reiner Grube, die Ermittlungen würden in alle Richtungen geführt.

Am Tatort wurde ein an einem PC hergestelltes Schreiben gefunden, in dem es heißt es: "Dieser Anschlag basiert auf antisemitischer Grundlage. Wir grüßen den Verfassungschutz Gotha. Heil Hitler! Die Scheitelträger." Diese Wortwahl nährt den Verdacht der Ermittler, dass der rechtsextremistische Hintergrund des Anschlags nur vorgetäuscht war. Bei dem verwendeten Brandbeschleuniger handelt es sich nach Polizeiangaben wahrscheinlich um Dieselöl.

Vor dem Anschlag hatte die Polizei eine Hitler-Feier in einer nahe gelegenen Straße wegen verfassungsfeindlicher Bekundungen aufgelöst. Dabei wurden 21 Teilnehmer vorläufig festgenommen.

Die Bundesregierung forderte, die Täter müssten möglichst rasch dingfest gemacht werden. Bürger legten Blumen an der Synagoge nieder und bildeten eine Mahnwache, um ihrer Bestürzung Ausdruck zu verleihen und der Jüdischen Gemeinde ihr Mitgefühl auszudrücken. Es ist die erste in der DDR wieder aufgebaute Synagoge, die an der Stelle errichtet wurde, wo in der Pogrom-Nacht 1938 das Gotteshaus von Nationalsozialisten niedergebrannt worden war.

Der Vorsitzende der rund 600 Mitglieder zählenden Jüdischen Landesgemeinde, Wolfgang Nossen, forderte ein verstärktes Vorgehen gegen rechte Gewalt. Oberbürgermeister Manfred Ruge sagte: "Die Tat ist nicht zu entschuldigen." Der Erfurter Bischof Joachim Wanke sprach von einer Schande für die Stadt und sprach der jüdischen Gemeinde Mitgefühl und Solidarität im Namen der Katholiken aus.

rd, str, ca, it

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