
© AFP/SASCHA SCHUERMANN
Wo ist die junge Mitte?: Die Polarisierung macht auch vor nachfolgenden Generationen nicht Halt
Massive Proteste gegen die AfD-Jugend, Uneinigkeit bei Schwarz-Rot: Die Konflikte in der jungen Generation werden hart ausgetragen. Insofern kommt Jusos und Junger Union eine wichtige Aufgabe zu.

Stand:
In Gießen gründet sich, begleitet von massiven Protesten, eine neue Jugendorganisation der AfD. Und je völkischer, je nationaler die Tonlage, umso besser war bei den meisten, die in den Vorstand gewählt wurden, auch das Ergebnis. Federführend organisiert und orchestriert waren die Proteste von linksradikalen Gruppen, aber getragen wurden die Demonstrationen auch von vielen Menschen aus der bürgerlichen Mitte.
Gleichzeitig tagten an diesem Wochenende auch andere Jugendorganisationen wie die Jusos von der SPD. Und dort musste sich Arbeitsministerin Bärbel Bas kräftige Kritik anhören, weil den Jusos der restriktivere Kurs beim Bürgergeld nicht passt. Und auch die junge Gruppe der Unionsabgeordneten musste sich scharfe Kritik gefallen lassen für ihre Blockade bei der Rentenpolitik. Sie würden nicht für die junge Generation sprechen.
Wie im Brennglas zeigt sich, dass die Polarisierung unserer Gesellschaft auch vor nachfolgenden Generationen nicht Halt macht. Im Gegenteil. Möglicherweise werden die Konflikte da noch härter, noch konfrontativer ausgetragen, zwischen einer sehr linken und einer sehr rechten Jugendbewegung.
Insofern kommt sowohl den Jusos als auch der Jungen Union eine wichtige Aufgabe zu: ein eigener Kurs auch für eine Politik der jungen Mitte. Denn nur den radikalen Lagern hinterherlaufen zu wollen, in der Hoffnung, etwas von deren Erfolg abzubekommen, wird nicht funktionieren. Es wird die politische Mitte auch bei den jungen Generationen noch weiter marginalisieren.
Schon in der kommenden Woche wird sich zeigen, wie viel Verantwortungsbewusstsein in der jungen Gruppe der Union steckt. Dann wird es zum Showdown im Rentenstreit kommen. Bleiben die 18 Abgeordneten bei ihrem Nein, manövrieren sie ihren eigenen Kanzler und ihre eigene Regierung in eine schwerwiegende Krise, an deren Ende auch der Bruch der Koalition stehen kann.
Wir werden all das diese Woche sehr eng für Sie begleiten und beobachten. Auch in einem anderen, für uns in Europa essenziellen Konflikt stehen möglicherweise entscheidende Tage bevor: dem Krieg in der Ukraine. In einem „High Noon“, unserem digitalen Live-Video-Format, gehen wir der Frage nach, ob wirklich Hoffnung auf Frieden besteht. Sie können mitdiskutieren. Mehr Informationen hier.
Jetzt wünsche ich Ihnen erstmal einen schönen ersten Advent und viel Lesevergnügen mit meinen Empfehlungen der Woche!
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