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Politik: Empörung über Sarkozy

Präsidentschaftskandidat hält Pädophilie für genetisch vorherbestimmt

Nicolas Sarkozy, der französische Präsidentschaftskandidat der konservativen Regierungspartei UMP, schreckt vor keiner Polemik zurück. Nach seinem Vorschlag eines Ministeriums für Einwanderung und nationale Identität, hat er jetzt mit Ansichten über die genetische Vorherbestimmung von Kinderschändern und Selbstmördern wieder einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. In einem Interview mit dem Philosophen Michel Onfray hatte der bisherige Innenminister gesagt, er neige zu der Ansicht, dass man als Pädophiler geboren werde. Eine genetische Ursache habe auch der Selbstmord Jugendlicher. „Sie bringen sich nicht ums Leben, weil sich ihre Eltern nicht gut genug um sie kümmern“, sagte er, „sondern weil sie genetisch fragil sind.“ Die französische Öffentlichkeit war in den vergangen Jahren wiederholt von Kinderschänder-Affären aufgewühlt worden. Und nach einer Studie der staatlichen Gesundheitsagentur Inserm hat Frankreich mit 1300 Suiziden von Jugendlichen eine der höchsten Selbstmordquoten in dieser Altersklasse.

Der Fraktionschef der Sozialisten im Parlament, Jean-Marc Ayrault, verurteilte Sarkozys Erklärung als eine „zutiefst schockierende Konzeption der Gesellschaft“. „Wenn Pädophilie und Selbstmord genetische Ursachen haben, dann fragt man sich, warum nicht auch Gewalttätigkeit und sozialer Protest“, sagte er. Damit beweise Sarkozy, wie weit er sich von „konservativen amerikanischen Rechten“ inspirieren lasse. Der Zentrumskandidat Francois Bayrou sagte, Sarkozys Ansichten seien einer Demokratie zu Beginn des 21. Jahrhunderts „unangemessen“. Die kommunistische Kandidatin Marie Georges Buffet nannte die Äußerungen „monströs“. Wie könne Sarkozy nur Theorien anhängen, die dem Faschismus und Nazismus als „ideologische Grundlage“ gedient hätten und von der Wissenschaft längst zurückgewiesen seien, fragte sie. Er konkurriere mit der extremen Rechten um deren „schändlichste Themen“. Selbst der nationalistische Kandidat Philippe de Villiers (MPF) warf Sarkozy vor, der Eugenik das Wort zu reden. Gegen die Kritik setzte Sarkozy noch eins drauf. „Wenn jemand ein dreijähriges Kind vergewaltigt, was ist daran angeboren und was erworben? Darüber sollte debattiert werden.“

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