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Der US-Bürger Otto Warmbier wird im März 2016 in einem Gericht in Pjöngjang (Nordkorea) von zwei nordkoreanischen Polizisten eskortiert.

© dpa

Ende einer Nordkorea-Reise: US-Student kehrt aus der Haft als Pflegefall zurück

Der 22 Jahre alte Otto Warmbier kommt als Pflegefall von seiner Reise nach Nordkorea nach Hause. Noch ist unklar, was dem US-Bürger dort in 17 Monaten Gefängnis widerfahren ist

Die US-Amerikanerin Cindy Warmbier muss es als unerträglich empfinden, dass der internationale Reiseveranstalter Young Pioneer Tours für seine Abenteuer-Reisen immer noch mit folgendem Slogan wirbt: „Günstige Reisen zu Zielen, von denen sich deine Mutter wünschte, du bliebest ihnen fern.“ Cindy Warmbiers Sohn Otto hatte bei diesem Veranstalter für Ende 2015 eine Reise gebucht, und sie würde sicherlich alles dafür geben, wenn er sie nie angetreten hätte: Fünf Tage Nordkorea, mit Silvesterfeier in Pjöngjang. Am Dienstag ist ihr Sohn von dieser Reise nach Hause zurückgekehrt – eineinhalb Jahre später, in einem Rettungsflugzeug. Als Komapatient.

Das Schicksal des 22 Jahre alten Studenten Otto Warmbier ist eine entsetzliche Tragödie. Möglicherweise lag der US-Amerikaner mehr als 15 Monate lang in einem nordkoreanischen Gefängnis im Koma – und ist dennoch weiterhin vom nordkoreanischen Regime als politisches Faustpfand missbraucht worden. Zurzeit sitzen noch drei weitere US-Amerikaner in nordkoreanischen Gefängnissen, mit denen der Diktator Kim Jong Un im Streit um sein Atomprogramm Zugeständnisse von den USA erzwingen will. US-Außenminister Rex Tillerson sagte, dass Washington mit Pjöngjang wegen der noch inhaftierten US-Bürger in Kontakt stehe.

Ob es für die Freilassung von Warmbier eine Gegenleistung gegeben hat, ist bislang unklar. Nach Darstellung der „New York Times“ hatten nordkoreanische Diplomaten ihre US-Kollegen vor einer Woche erstmals über den medizinischen Zustand Otto Warmbiers informiert. US-Präsident Donald Trump habe daraufhin in Absprache mit Nordkorea einen Sonderbotschafter des US-Außenministeriums und ein Ärzteteam nach Pjöngjang beordert. Nach einer Untersuchung des offenbar schwerstkranken Otto Warmbiers forderten diese die Freilassung „aus humanitären Gründen“. Dass fast zeitgleich der exzentrische ehemalige US-Basketball-Star Dennis Rodman zum fünften Mal nach Nordkorea gereist ist, habe nichts mit der Freilassung von Otto Warmbier zu tun, versicherte ein Sprecher des US-Außenministeriums.

Warmbier war in Nordkorea zu 15 Jahren Haft verurteilt worden

Warmbier war im Frühjahr 2016 in einem einstündigen Schauprozess wegen des versuchten Diebstahls eines Propaganda-Banners in seinem Hotel zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Er wollte offenbar in der Neujahrsnacht in einem Personaltrakt seines Hotels ein Propaganda- Banner von der Wand nehmen. Bei der Ausreise am Flughafen in Pjöngjang nahmen ihn nordkoreanische Sicherheitskräfte fest. „Es war der schlimmste Fehler meines Lebens“, sagte der Student in dem darauffolgenden Prozess weinend.

Es ist unklar, ob er sein Geständnis unter Zwang machen musste. Die Bilder des nordkoreanischen Fernsehens sind die letzten, die ihn in gesundem Zustand zeigen. Bald darauf wurde schwedischen Diplomaten, die in Pjöngjang die diplomatische Vertretung für die USA übernehmen, der Zugang zu dem Gefangenen verweigert. Was ihm genau im nordkoreanischen Gefängnis widerfahren ist, ist ungewiss.

Seine Eltern erhielten die Information, dass er nach seinem Prozess an einer Fleischvergiftung erkrankte und nach der Einnahme einer Schlaftablette ins Koma fiel. Die „New York Times“ berichtet allerdings unter Berufung auf eine Quelle aus dem Außenministerium, dass man zuletzt Geheimdienst-Berichte erhalten habe, die darauf hinweisen, dass „Herr Warmbier in nordkoreanischer Gefangenschaft wiederholt geschlagen worden ist“. Nordkorea ist berüchtigt für die menschenverachtende Vorgehensweise in seinen Gefängnissen und Konzentrationslagern.

Warmbiers Freilassung und die Reise Rodmans wird von einigen Nordkorea-Experten als Zeichen dafür interpretiert, dass sich Nordkorea für politische Verhandlungen mit Südkorea und den USA öffnen könnte. Andere hingegen fordern wegen Warmbiers Schicksal noch weitreichendere Sanktionen. „Wir wollen, dass die Welt weiß, wie wir und unser Sohn vom nordkoreanischen Paria-Regime brutal behandelt und terrorisiert wurden“, sagten seine Eltern der Nachrichtenagentur AP. „Wir sind jetzt dankbar, dass er nun endlich bei den Menschen ist, die ihn lieben.“

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