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Politik: Endlich der Abschied vom Charisma (Kommentar)

Argentinien hat einen Langweiler gewählt, einen Bürokraten ohne Charisma. Das macht aber nichts.

Argentinien hat einen Langweiler gewählt, einen Bürokraten ohne Charisma. Das macht aber nichts. Denn Fernando de la Rua, der Kandidat der oppositionellen Mitte-Links-Koalition, ist ein fleißiger Arbeiter, vertrauenswürdig und reformorientiert. Genau einen solchen Präsidenten braucht Argentinien. Das Land steht nach zehn Jahren charismatischer Politik unter Carlos Menem nicht mehr vor dem erwünschten Sprung vom Schwellenstaat in die Riege der Industrienationen, sondern vor dem Abstieg zum Entwicklungsland. Menem hat es zwar geschafft, die Hyperinflation zu senken und die Wirtschaft ein wenig zu modernisieren, doch die Misserfolge wiegen schwerer. Argentinien steht heute vor einem riesigen Schuldenberg, es gibt kein solides Steuersystem, die Arbeitslosenzahlen sind auf über 17 Prozent geklettert, die Armuts- und Kriminalitätsrate ist explodiert, die Mittelschichten stöhnen unter der Last der Lebenshaltungskosten. Das Sozialwesen ist marode, der Bildungsetat zusammengekürzt. Hinzu kam: Die Regierung Menem war offensichtlich korrupt. Dem Land hilft jetzt nur noch Glaubwürdigkeit und eine solide Wirtschaftspolitik, die die sozial Schwächsten einbindet - solide Langeweile also.

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