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Energiewende: Derzeit nur vier von 17 Atommeilern in Betrieb

Die SPD will bis 2020 aus der Kernkraft aussteigen. In der CSU wird noch gestritten, welchen Weg man in der Energiepolitik einschlagen will.

Berlin - Von heute an werden für etwa eine Woche nur noch vier der 17 deutschen Atomkraftwerke in Betrieb sein. Die Atomkraftwerke Emsland und Philippsburg 2 gehen an diesem Sonnabend für die jährliche Revision vom Netz. Damit ist nur ein knappes Drittel der deutschen Atomstromleistung verfügbar. In Betrieb sind dann noch die Reaktoren Isar 2 und Gundremmingen B in Bayern, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Brokdorf bei Hamburg.

Die Abschaltung so vieler Akw zur gleichen Zeit ist einzigartig und steht im Zusammenhang mit dem Abschalten von sieben älteren Reaktoren. Das hatte die Bundesregierung kurz nach der Katastrophe von Fukushima im Rahmen ihres dreimonatigen Moratoriums verfügt. Der jährliche Brennelementewechsel und die Wartung von Atomanlagen fällt nun also zusammen mit den politisch verordneten Stillständen. Nach Angaben der Kraftwerksbetreiber werden die Inspektionen rund anderthalb Jahre vorher festgelegt. „Der Winter ist vorbei und der Sommer noch nicht da“, erklärte RWE-Sprecher Marian Rappl den Umstand. In diesen Wochen sei der Stromverbrauch entsprechend niedrig. Die Inspektionen sollen zwei bis drei Wochen dauern.

Dass der Strom in dieser Zeit knapp wird, ist unwahrscheinlich. „Es gibt genügend konventionelle Kapazitäten plus Erneuerbare plus Importe“, sagte Rappl. Allerdings sei „eine kritische Situation im Netz möglich, wenn große Mengen Strom von Nord nach Süd transportiert werden“. Ein Großteil der Akw steht im Süden. „Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle“, meinte der RWE- Sprecher. Schlimmstenfalls könnte eine Übertragungsleitung ausfallen.

Die Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt warf den Akw-Betreibern vor, Schwankungen im Netz zu provozieren. „Wir befürchten, dass die Stromkonzerne einen Blackout bewusst inszenieren könnten, um die Bevölkerung in der Debatte um den Atomausstieg zu verunsichern.“ Allerdings haben das Moratorium und die Revisionen bisher zu keinen allzu großen Problemen geführt. Das Öko-Institut hat in einer ersten Analyse der Stromflüsse seit dem Moratorium festgestellt, dass Deutschland weniger Strom in die Schweiz, die Niederlande und Polen exportiert als vorher. Dagegen ist zunächst mehr Strom aus Frankreich und Tschechien importiert worden. Die Strommenge aus Frankreich ist allerdings in den vergangenen Tagen gesunken, weil im westlichen Nachbarland eine Dürre herrscht und nicht genügend Kühlwasser in den Flüssen ist. Die Atomkraftwerke können deshalb nicht mit voller Kapazität Strom liefern.

In der CSU ist der Streit zwischen der Parteiführung und der Landesgruppe im Bundestag noch nicht erledigt. Vor Beginn der Vorstandsklausur im oberbayerischen Kloster Andechs sagte CSU-Vorstandsmitglied Stephan Mayer der „Passauer Neuen Presse“: „Wir sollten uns nicht auf eine Jahreszahl festlegen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man seriöserweise nicht sagen, wann das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz gehen wird.“ Nach dem Willen von Parteichef Horst Seehofer und der CSU-Landtagsfraktion soll die Partei einen Atomausstieg bis spätestens 2022 beschließen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte der „Rheinischen Post“, er halte einen Ausstieg innerhalb eines Jahrzehnts für realistisch. Eine Jahreszahl könne man aber erst im Gesamtkonzept nennen. Auch die SPD berät an diesem Wochenende über ihr Energiekonzept. Parteichef Sigmar Gabriel fordert einen Atomausstieg bis 2020. In einer Woche will die Ethikkommission ihren Bericht mit Empfehlungen zum Atomausstieg veröffentlichen. Am 6. Juni befasst sich dann das Bundeskabinett mit dem Thema. (mit dpa)

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