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Energiewende: Guter Rat wird teuer

Energieberater können Stromverschwendung drastisch reduzieren helfen – doch von denen gibt es neuerdings immer weniger.

Berlin - Beim Stichwort Energiewende, so analysiert der Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, „halten viele die Ankündigung bereits für die Tat“. Ganz besonders gilt das seiner Einschätzung nach für das Ziel, den Energieverbrauch in Deutschland bis 2020 um etwa 20 Prozent zu vermindern. „Da passiert so gut wie gar nichts“, sagt er. Als Beispiel nennt Weiger elektrische Pumpen in der Industrie und in den Haushalten. Etwa die Hälfte des Stromverbrauchs gehe auf den Betrieb dieser Zirkulationspumpen zurück. Ineffiziente Heizungspumpen verbrauchen nach Auskunft des baden-württembergischen Umweltministeriums allein im Südwesten rund zwei Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr. Würden sie alle ausgetauscht, wären es nur noch 600 Millionen Kilowattstunden. Eine effiziente Heizungspumpe kostet rund 250 Euro, samt Montage fallen Kosten von rund 500 Euro an. Damit ließen sich rund 100 Euro Stromkosten im Jahr einsparen, sagt der Stuttgarter Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Für Weiger ist das ein Beispiel dafür, dass „die Investitionskosten über- und die Einsparpotenziale erheblich unterschätzt werden“.

Eine gute Vorortberatung kann dazu beitragen, den Mangel an Informationen zu beheben. Seit Jahren fördert der Bund aus den Mitteln des Wirtschaftsministeriums mit knapp fünf Millionen Euro solche Besuche von Energieberatern in Privathaushalten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) hat zu diesem Zweck bisher eine Liste mit Energieberatern geführt, die dafür Bafa-Zuschüsse beantragen konnten. Doch nun soll diese Liste durch eine neue Aufstellung ersetzt werden, die von der Deutschen Energieagentur (Dena) geführt wird. Auf die Frage der Energieexpertin der grünen Bundestagsfraktion, Ingrid Nestle, warum diese Entscheidung getroffen wurde, hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto, nun geantwortet, dass der Wechsel der „Qualität bei Energieberatungen“ diene. Allerdings sei eine „Festschreibung von Grundqualifikationen in einer bundeseinheitlichen Ausbildungsordnung oder Fortbildungsregelung aus Sicht der Bundesregierung nicht erforderlich“, heißt es in der Antwort des Ministeriums, die dem Tagesspiegel vorliegt, weiter.

Die Bafa-Liste umfasste Ende 2011 insgesamt 4490 Energieberater. Die Dena- Liste enthielt bis Montag lediglich 402 Energieberater. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass der Eintrag in die Dena-Liste 150 Euro kostet und jedes Jahr weitere 100 Euro fällig werden, um auf der Liste zu bleiben. Für den Bremer Energieberater Peter Steinmetz ist das ein Indiz „für die Gewinnerzielungsabsicht“ der Dena, deren Unabhängigkeit er bezweifelt. Deshalb hat Steinmetz im November eine Petition an den Bundestag gestellt, um der Dena die Führung der neuen Liste zu untersagen. Knapp 1000 Unterstützer hat er dafür gewonnen.

Nach Einschätzung von Steinmetz müsste eine seriöse Vor-Ort-Beratung rund vier Tage dauern. Würde die Arbeitsstunde mit 50 Euro berechnet, käme er auf 1600 Euro Kosten. Allerdings seien einschließlich des Bafa-Zuschusses von 300 Euro höchstens 500 Euro durchzusetzen. Da verspricht Otto Abhilfe. Derzeit sei eine Erhöhung des Bafa-Zuschusses auf 400 Euro in der Ressortabstimmung. Ingrid Nestle findet dennoch: „Die Bundesregierung stiftet mit ihrer neuen Liste unnötig Verwirrung, statt die Verbraucher mit klaren Informationen beim Energiesparen zu unterstützen.“

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