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Politik: Engpässe bei Lieferung von Arzneien?

AOK-Mitglieder könnten Probleme bekommen

Berlin - Apotheker- und Arzneiverbände sehen die Versorgung der 25 Millionen AOK-Mitglieder mit bestimmten Medikamenten gefährdet. Die Umsetzung der Rabattverträge der Allgemeinen Ortskrankenkassen mit Pharmaherstellern „könnte zumindest zu Anfang holprig werden“, sagte die Sprecherin der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA), Annette Rogalla, dem Tagesspiegel. Der Grund: AOK-Mitglieder sollen künftig, wenn sie bestimmte Wirkstoffe benötigen, nur noch rabattierte Arznei ausgehändigt bekommen – es sei denn, der Arzt schreibt ausdrücklich etwas anderes vor. Bei den betroffenen 43 Wirkstoffen entschieden sich die Kassen aber teilweise für Firmen, die bisher nur einen sehr geringen Marktanteil haben. „Eine nicht ausreichende Produktionsmenge“, so Rogalla, „könnte zu Lieferengpässen führen.“

Der Verband Pro Generika, der die Interessen der Hersteller von Nachahmerpräparaten vertritt, teilt die Befürchtung der Apotheker. Bei den meisten der ausgewählten Pharmahersteller liege der Marktanteil in Deutschland bei nicht einmal zwei Prozent, sagte der Geschäftsführer des Verbands Pro Generika, Hermann Hofmann. Da der AOK-Anteil an der gesetzlichen Krankenversicherung aber bei 42 Prozent liege, müsse man mit Lieferschwierigkeiten rechnen. Den Ortskrankenkassen sei es offenbar nur um Kostensenkung gegangen, ihre Mitglieder müssten das nun ausbaden. „Angesichts der Bedeutung der AOK hätten Lieferprobleme gravierende Auswirkungen“, warnt auch das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut.

AOK-Sprecher Udo Barske wies die Befürchtungen zurück. Neben mittelständischen Firmen fänden sich unter den Ausgewählten auch internationale Branchenriesen wie der israelische Konzern Teva Generics. „Und wir haben getestet, ob die Hersteller Liefersicherheit bieten“, sagte Barske. „Das war eines unserer Entscheidungskriterien.“

Bei dem verbreiteten Magenwirkstoff Omeprazol aber kam eine Firma zum Zug, die laut Arzneiprüfungsinstitut bislang nur 0,95 Prozent des Umsatzes damit bestritt. „Wenn der Großhändler das Medikament nicht liefern kann, haben zwei ein Problem: der Apotheker und der Patient mit Magenschmerzen“, sagt Rogalla. Ein anderes Mittel dürfen die Apotheker laut derzeitiger Vertragslage nicht abgeben. Im Zweifelsfall müssen die Patienten also zurück zu ihrem Arzt und sich ein anderes Medikament verschreiben lassen. Es handle sich nur um ein theoretisches Problem, beteuert AOKSprecher Barske, man gehe von keinen Lieferschwierigkeiten aus. Auch der Omeprazol-Hersteller Biomo habe versichert, dass er auf die zu erwartende Nachfrage eingestellt sei.

Auch die Ersatzkassen verhandeln derzeit über Arzneirabatte – allerdings, wie zu hören ist, mit deutlich größeren Herstellern als die Ortskrankenkassen. „Es wäre jammerschade“, sagt Rogalla, wenn die an sich gute Regelung wegen Lieferschwierigkeiten einiger Produzenten möglicherweise einen Fehlstart hinlegt.“

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