zum Hauptinhalt

Entführte Deutsche: Bundesregierung will nicht mit PKK verhandeln

Die Bundesregierung dringt weiter auf eine bedingungslose Freilassung der deutschen Bergsteiger, während die Rebellenorganisation sich über die Suchaktionen des türkischen Militärs beschwert.

Für die Region um den Berg Ararat im Osten der Türkei ist die Entführung der drei deutschen Bergsteiger durch die Kurdenrebellen von der PKK eine Katastrophe. „Wir sind gegen solche Sachen, die Region ist auch so schon arm genug“, sagte Urut Akaras von der Stadtverwaltung in Hoshaber, einer Stadt in der Nähe des Ararat, am Freitag dem Tagesspiegel.

Der Bergtourismus war in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Gegend geworden, in der die meisten Leute nicht mehr verdienen als ein paar hundert Euro im Jahr. Doch nach der Entführung der Deutschen haben die türkischen Behörden den biblischen Berg für Touristen gesperrt. Deutschland und andere westeuropäische Länder warnen inzwischen offiziell vor Reisen in die Region. Zudem lehnt die Bundesregierung die von der PKK geforderte Änderung der deutschen Haltung gegenüber den Kurdenrebellen ab. Die Bundesregierung dringe weiter auf eine „sofortige und bedingungslose“ Freilassung der Entführten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin.

Dennoch hält sich rund um den Ararat die Hoffnung, dass die Deutschen schnell wieder freikommen. „Alle Leute hier sagen, die werden bald wieder frei sein, ob das nun zwei, drei oder sieben Tage dauert“, berichtete Harun Demir, der bei der Anwaltskammer der Provinzhauptstadt Agri am Ararat für Menschenrechtsfragen zuständig ist. Die PKK hatte schon in den neunziger Jahren hin und wieder Ausländer entführt; damals kamen alle Betroffenen wieder auf freien Fuß.

Ein weiterer Grund für Hoffnung besteht in einem Vermittlungsangebot der türkischen Kurdenpartei DTP. Emine Ayna, die Kovorsitzende der Partei für eine Demokratische Gesellschaft, hatte den deutschen Behörden angeboten, ihre Organisation könne sich bei der PKK für die Geiseln einsetzen, falls das gewünscht werde. Bisher sei aber noch keine Bitte der Deutschen eingegangen.

Die türkische Generalstaatsanwaltschaft betrachtet die DTP als politischen Arm der PKK und will die Partei deshalb verbieten lassen. Unumstritten ist, dass es enge Verbindungen zwischen der Kurdenpartei, die in mehreren Städten Südostanatoliens die Bürgermeister stellt, und der PKK gibt. Im vergangenen Jahr kam eine von der PKK gefangen genommene Gruppe türkischer Soldaten nach einer Vermittlungsreise von DTP-Politikern in den Nordirak wieder frei. Im Falle der deutschen Bergsteiger würde eine DTP-Initiative allerdings von der türkischen Regierung voraussichtlich nicht gerne gesehen – Ankara will unter allen Umständen eine Aufwertung der DTP oder gar der PKK vermeiden.

Am Ararat wird bei aller Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung der Region unterdessen auch Verständnis für die Entführer laut. Natürlich sei Kidnapping eine Straftat, sagte der Vorsitzende der Anwaltskammer, Timur Demir. „Aber es gibt ja auch Gründe, warum wir an diesem Punkt angelangt sind: Das ist der Kurdenkonflikt, der immer noch ungelöst ist.“ Es bringe überhaupt nichts, die PKK als Terroristen zu bezeichnen, sagte Timur mit Blick auf die Einstufung der PKK als Terrorgruppe durch die Türkei sowie Deutschland und die anderen EU-Staaten. Vielmehr solle die EU auf die Türkei einwirken, um eine Lösung der Kurdenfrage zu erreichen.

Die PKK selbst beschwerte sich am Donnerstag über die Suchaktion der türkischen Armee. Damit gefährde die Armee das Leben der Geiseln, erklärte die Rebellengruppe – als ob sie nicht selbst für die Entführung verantwortlich wäre.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false