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Entführung?: Arctic Sea: Seeleute werden in Moskau verhört

Die russische Luftwaffe bringt die mutmaßlichen Entführer und die Besatzung der „Arctic Sea“ nach Russland.

Moskau - Vier Tage nach der Befreiung des lange verschollen geglaubten Frachters „Arctic Sea“ hat Russlands Luftwaffe die acht mutmaßlichen Piraten sowie die meisten Seeleute nach Moskau geflogen. Drei Militärflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 landeten am Donnerstag auf dem Flughafen Tschkalowski, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax mit. Der Kapitän der „Arctic Sea“ sowie drei weitere Seeleute hielten allerdings weiter Wache auf dem angeblich mit Holz beladenen Frachter. Die „Arctic Sea“ liegt noch vor der westafrikanischen Küste des Inselstaats Kap Verde. Dort war das Schiff am Montag nach offiziellen Angaben aus der Gewalt von Piraten befreit worden.

Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie die mutmaßlichen Seeräuber aus Lettland, Estland und Russland aus dem Flugzeug über das Rollfeld von Uniformierten abgeführt wurden. Am Mittwochabend hatten die russischen Behörden auch erstmals Bilder von der befreiten Besatzung veröffentlicht. Die Männer wirkten gesundheitlich wohlauf. Die russische Seefahrergewerkschaft hatte in einem offenen Brief an die Führung in Moskau appelliert, endlich den Kontakt zwischen den befreiten Seeleuten und ihren Angehörigen herzustellen.

Alle Besatzungsmitglieder würden erst freigelassen, wenn klar sei, dass sie nicht mit dem Überfall auf die „Arctic Sea“ Ende Juli in Verbindung stehen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Ermittlerkreise. Nach Medienberichten werden sowohl die mutmaßlichen Seeräuber als auch die befreiten Seeleute weiter vom russischen Geheimdienst verhört. Russlands Nato-Botschafter Dmitri Rogosin betonte am Mittwochabend angesichts internationaler Spekulationen um möglichen Waffenschmuggel auf der „Arctic Sea“, es handele sich bei dem Fall vielmehr um eine neue Dimension internationaler Piraterie. Alle Länder müssten aus der Geschichte um die von Seeräubern entführte „Arctic Sea“ ihre Lehren ziehen, damit sich eine solche Kaperung in der Ostsee nicht wiederholen könne.

Militärexperten vermuten allerdings, dass die „Arctic Sea“ auch Waffen geschmuggelt haben könnte. Russische und ukrainische Zeitungen schrieben, dass es sich um Marschflugkörper handeln könnte. So seien mit Atomsprengköpfen bestückbare Raketen vom Typ X-55, die aus Sowjetzeiten stammten, bereits in der Vergangenheit in den Iran geschmuggelt worden, berichtete die „Nowyje Iswestija“. (dpa)

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