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Entführung: Merkel appelliert an PKK-Geiselnehmer

Bundeskanzlerin Merkel rief die Entführer der drei in der Osttürkei verschleppten Deutschen dazu auf, ihre Geiseln freizulassen. Die Bundesregierung werde nicht auf Forderungen der Kidnapper eingehen.

Nach der Entführung deutscher Bergsteiger in der Türkei hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Appell an die Kidnapper gewandt. "Ich rufe die Entführer auf, die drei Deutschen umgehend und unversehrt freizulassen", sagte Merkel am Wochenende. Die Kanzlerin sowie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) betonten, dass die Bundesregierung auf Forderungen der Geiselnehmer nicht eingehen werde.

Merkel sagte: "Die Bundesregierung wird alles tun, um ihre Freilassung zu erreichen und arbeitet dabei engstens mit den türkischen Stellen zusammen." Die Kanzlerin kündigte an, darüber am Rande des Mittelmeer-Gipfels in Paris mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu sprechen. Zugleich machte sie erneut deutlich, "dass die Bundesregierung sich von den Entführern nicht erpressen lässt".

Schäuble lobte das Verhalten der türkischen Behörden. "Mein Eindruck ist, dass die türkischen Behörden sehr umsichtig vorgehen", sagte er. Die Rücksicht auf das Leben der drei von der Kurdischen Rebellenorganisation PKK entführten Deutschen habe Vorrang. Der Minister betonte: "Wir betreiben keine Politik gegen das kurdische Volk." Er fügte hinzu: "Terroristische Organisationen werden bei uns verboten. Das gilt auch für die PKK und den kurdischen Sender, dem wir im Juni die weitere Tätigkeit in Deutschland verboten haben."

Osten der Türkei galt schon länger als gefährlich

Die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) kritisierte derweil die Bundesregierung. Im unwegsamen Osten der Türkei verschärfe sich die Situation seit Monaten, sagte SWP-Nahostexperte Guido Steinberg. Es sei unverständlich, dass nicht deutlicher vor Reisen in die Region gewarnt worden sei.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» haben PKK-Führungskader die Bundesregierung schon Ende Juni vor "negativen Konsequenzen" ihrer Kurdenpolitik gewarnt. Der Exekutivrat der "Vereinigten Gemeinschaften Kurdistans", nach dem in der Türkei inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan offenbar die zweithöchste Instanz im Kampf der Kurden, hatte die "Merkel-Regierung" in der Botschaft aufgefordert, ihre "feindliche Politik gegen das Kurdische Volk und seine Befreiungsbewegung" aufzugeben. Die deutsche Regierung trage sonst "alle entstehenden negativen Konsequenzen".

Kurz darauf habe zudem die türkische Polizei an das Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, in kurdischen Kreisen innerhalb der Türkei herrsche Unruhe. Das BKA schickte laut Zeitschrift am 2. Juli Fernschreiben an die Innenministerien der Länder: Man habe Informationen erhalten, dass Anschläge und Entführungen in der Türkei künftig nicht ausgeschlossen werden könnten. Auch Innenstaatssekretär August Hanning habe bestätigt, dass es schon vorher Hinweise aus der Türkei gegeben habe.

Motive der Entführer immer noch unklar

Die drei 65, 47 und 33 Jahre alten Bergsteiger aus Bayern waren am Dienstagabend entführt worden. Die zehn Kameraden der Entführten sind am Freitagabend wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Über die Motive der Geiselnehmer rätseln die deutschen Sicherheitsexperten laut "Spiegel". Ein Verfassungsschützer sagte dem Magazin, es handele sich wohl um einen "verzweifelten Akt". Die PKK sei durch die türkischen Angriffe in Bedrängnis geraten und wolle nun Handlungsfähigkeit und Drohpotenzial beweisen. (lee/ddp)

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