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Politik: Entführungsdrama auf Jolo: Rebellen lassen philippinische Geisel frei

Die Moslemrebellen auf Jolo haben am Mittwoch eine philippinische Geisel freigelassen. Ob für sie Lösegeld gezahlt wurde, blieb zunächst unklar.

Die Moslemrebellen auf Jolo haben am Mittwoch eine philippinische Geisel freigelassen. Ob für sie Lösegeld gezahlt wurde, blieb zunächst unklar. Die Köchin Lucrecia Dablo gehört zu den 21 Menschen, die Mitglieder der Moslemgruppe Abu Sayyaf am Ostersonntag auf der malaysischen Ferieninsel Sipadan entführt hatten. "Ich dachte, es ist ein Traum, aber es ist wahr", schluchzte Dablo nach ihrer Freilassung in der Militärbasis Tagbak. Der philippinische Chefunterhändler Roberto Aventajado sagte, er gehe davon aus, dass die Rebellen ihre übrigen bis zum Wochenende freilassen würden. In der Gewalt der Kidnapper befinden sich neben den beiden Deutschen Marc und Werner Wallert noch weitere zehn westliche Ausländer, drei Malaysier und vier Philippiner.

Aventajado sagte in Jolo, er wolle nichts dem Zufall überlassen. Ziel sei die Freilassung aller derzeit 16 Geiseln. Da sich die Ankunft Aventajados und des libyschen Unterhändlers Abdul Radschab Azzarouq wegen schlechten Wetters für mehrere Stunden verzögert hatte, wuchsen Befürchtungen, weitere Freilassungen könnten sich verzögern. Aventajado hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die westlichen Geiseln vermutlich noch am Donnerstag freikommen würden und nicht wie ursprünglich erwartet am Mittwoch, da sich in letzter Minute Probleme ergeben hätten.

Mehrere ranghohe Delegationen aus den Heimatländern der westlichen Geiseln haben sich in Erwartung der Freilassungen bereits auf den Weg in die libysche Hauptstadt Tripolis gemacht, um die Entführten in Empfang zu nehmen. Dorthin sollten sie ausgeflogen werden. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag halte sich auch Außenminister Joschka Fischer bereit, nach Tripolis zu fliegen, um Werner und Marc Wallert von dort aus nach Göttingen zu begleiten.

In Presseberichten war spekuliert worden, eine Stiftung, die ein Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar el Gaddafi verwaltet, zahle 25 Millionen Dollar (mehr als 53 Millionen Mark) als Lösegeld für die Entführten. Dies wurde von offizieller Seite hartnäckig bestritten. Stattdessen seien "Hilfsprojekte" im verarmten Süden der Philippinen geplant, wie etwa für Schulen, Gesundheitszentren, islamische Gemeindehäuser und für den Plantagenaufbau. Bisher wurden nach Angaben aus philippinischen Militärkreisen etwa 5,5 Millionen Dollar Lösegeld gezahlt, unter anderem für die Freilassung der Deutschen Renate Wallert und von sechs Malaysiern. Ein libysches Flugzeug, das am Montag in Manila angekommen war, erhielt von den Behörden eine Landeerlaubnis für Zamboanga, wohin bisher alle Geiseln nach ihrer Freilassung gebracht worden waren.

Unterdessen liefen die Bemühungen um ein baldiges Ende des Nervenkriegs weiter auf Hochtouren. "Wir arbeiten an der Freilassung der Geiseln", sagte Aventajado. Man bemühe sich, den bisher erreichten Stand der Verhandlungen abzusichern.

Seinen Angaben zufolge verzögert sich das Ende der Geiselhaft für die anderen 16 Entführten, weil die Kidnapper von der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf offenbar einen Militärschlag befürchten. Abu-Sayyaf-Anführer Galib Andang, alias "Kommandant Robot" hatte sich wegen angeblicher Armeebewegungen in der Nähe des Geisellagers beschwert. "Ich habe ihm versichert, dass es keine Militärbewegungen gibt und den zuständigen Armeechef angewiesen, seine Truppen zurückzuziehen", sagte der Chefvermittler. Trotz der Verzögerung zeigte sich Aventajado zuversichtlich, dass das Entführungsdrama noch in dieser Woche beendet sein wird. "Ich glaube immer noch, dass wir die verbliebenen Geiseln freibekommen".

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