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Enthüllungen: Wikileaks bot USA Löschung von Namen an

Die Enthüllungs-Internetplattform Wikileaks bot der US-Regierung angeblich an, Namen von gefährdeten Informanten zu entfernen. Australien will den USA unterdessen bei der Verfolgung des Wikileaks-Mitbegründers Assange helfen.

Die Enthüllungs-Aktivisten von Wikileaks haben nach eigenen Angaben der US-Regierung angeboten, die Namen von gefährdeten Informanten aus der Datenbank der über 250.000 diplomatischen Depeschen zu entfernen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter verwies die Enthüllungsplattform auf ein Schreiben des Wikileaks-Gründers Julian Assange an den US-Botschafter in London, Louis B. Susman, vom vergangenen Freitag (26. November). Darin fordert Assange als „Chefredakteur“ von Wikileaks die US- Regierung auf, ihm die Namen der Personen zu nennen, die durch eine Veröffentlichung der Dokumente einer signifikanten Gefahr ausgesetzt seien.

Das Weiße Haus in Washington hatte am Sonntag die Veröffentlichungen der Berichte des US-Außenministeriums als „rücksichtslos“ und „gefährlich“ bezeichnet. Die Publikation der vertraulichen und teils geheimen Dokumente gefährde weltweit Regimekritiker und Oppositionsführer, die im Kontakt mit US- Diplomaten stünden, sagte ein Sprecher von US-Präsident Barack Obama. Wikileaks habe mit den Enthüllungen das Leben und die Arbeit von Aktivisten riskiert, die sich rund um den Globus für die Menschenrechte in der Welt stark machten.

Assange sagte in dem Schreiben an Susman zu, die Hinweise der Amerikaner auf gefährdete Personen vertraulich zu behandeln. „Wir sind darauf vorbereitet, solche Hinweise ohne Zeitverzögerung zu verarbeiten.“

Unterdessen wiesen das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und die britische Tageszeitung „The Guardian“ darauf hin, aus Sorge um die Sicherheit der US-Informanten nicht alle Depeschen vollständig veröffentlicht zu haben. Man habe Angst um das Leben von Informanten und anderen betroffenen Menschen gehabt, sagte David Leigh, Chefredakteur der investigativen Abteilung beim „Guardian“, am Montag dem Sender BBC. „Deshalb haben wir uns entschlossen, sämtliche Namen von Kontakten und Informanten der USA herauszunehmen, vor allem aus solchen Ländern, in denen ihnen offensichtlich Gefahr droht.“

Die Dokumente hätten trotz aller Bedenken unter allen Umständen an die Öffentlichkeit gemusst, sagte Leigh. „Diese Dokumente zeigen den Menschen in der ganzen Welt, was wirklich vor sich geht. Die USA sind die einzige Supermacht der Welt, und die Weltpolizei, wie sie selber denken. Die Art und Weise, wie sie sich gegenüber Regimen und Staaten verhalten - inklusive Großbritannien - ist sehr bedeutsam. Die Menschen müssen wissen, was in der Welt vorgeht.“

Dennoch verschärfen die USA ihren Druck auf Wikileaks. Australien hat der US-Regierung Unterstützung bei einer Strafverfolgung zugesichert. Sein Land werde alle rechtlichen Schritte der USA gegen Wikileaks und dessen australischen Mitbegründer Assange unterstützen, sagte Australiens Justizminister Robert McClelland am Montag in Canberra. „Die USA werden die führende Regierung in dieser Angelegenheit sein, aber sicherlich werden die australischen Behörden behilflich sein“, fügte der Minister hinzu. Schließlich gefährde die Veröffentlichung von zehntausenden diplomatischen Depeschen die USA und ihre Verbündeten, darunter Australien.

Die belgische Regierung hat derweil Kritik an den Praktiken Washingtons geübt. Außenminister Steven Vanackere sprach am Montag im Radio VRT von einer „Verwechslung zwischen diplomatischer Arbeit und Spionage“ bei den Amerikanern. „Das geht zu weit“, sagte Vanackere. „Wir müssen genau prüfen, welches das Gleichgewicht zwischen den Interessen und den eingesetzten Mitteln ist“, fügte er hinzu.

Den Veröffentlichungen zufolge wurden US-Diplomaten auch angewiesen, diplomatische Vertreter anderer Länder auszuspähen. Laut dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ sollten etwa technische Informationen über die Kommunikationssysteme von ranghohen UN-Vertretern gesammelt werden, darunter auch Passwörter für Verschlüsselungen. (dpa/AFP)

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