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Enthüllungsplattform: Wikileaks kann offenbar Geheimdokumente nicht mehr schützen

Die Enthüllungsplattform Wikileaks kann nach Angaben ihres ehemaligen Deutschland-Sprechers Daniel Domscheit-Berg ihre Geheimdokumente und Informanten nicht mehr zuverlässig schützen. Ausgestiegene Mitarbeiter hätten Software mitgenommen und Daten "sichergestellt".

Der Top-Programmierer von Wikileaks, intern "der Architekt" genannt, habe die von ihm geschaffene Software mitgenommen, sagte Domscheit-Berg dem Hamburger Magazin "stern" laut Vorab-Veröffentlichung vom Mittwoch. Ausgeschiedene Mitarbeiter hätten daher einen großen Teil des Datenmaterials "sichergestellt".

Wesentliche Funktionen der Enthüllungs-Plattform seien seit September 2010 "nicht mehr aktiv", sagte Domscheit-Berg weiter. Er und andere Mitstreiter hatten Wikileaks vergangenen August im Streit über den Kurs des Wikileaks-Gründers Julian Assange verlassen. Domscheit-Berg plant für dieses Jahr die Inbetriebnahme einer anderen Internet-Enthüllungsplattform namens Openleaks.

Bei der Mitnahme der Software handle es sich nicht um Sabotage, sondern vielmehr um "Rücknahme geistigen Eigentums", das der "Architekt" der Organisation zur Verfügung gestellt hatte, sagte Domscheit-Berg. Die bisher unveröffentlichten Dokumente mitzunehmen sei notwendig gewesen, um die Quellen zu schützen. Schließlich habe Wikileaks nicht einmal mehr eine verschlüsselte Website. Offenbar sei Assange zu beschäftigt damit, den vorhandenen Datenschatz "auszuschlachten". Wenn er ihre Sicherheit garantieren könne, bekomme er die entführten Daten zurück.

Er habe "noch nie so eine krasse Persönlichkeit erlebt wie Julian Assange", zitiert der "stern" aus Domscheit-Bergs Buch "Inside Wikileaks", das dem Magazin exklusiv vorlag und das am Freitag erscheinen soll. Der Deutsche, der fast drei Jahre lang für die laut Buch-Titel "gefährlichste Website der Welt" arbeitete, beschreibt den Australier demnach einerseits als sehr "freigeistig", "energisch", "genial", andererseits als "paranoid", "machtversessen" und "größenwahnsinnig".

Als großen Bluff schildert Domscheit-Berg laut "stern" frühere Erfolge von Wikileaks: "Hätte die gegnerische Seite gewusst, dass wir nur zwei extrem großmäulige junge Männer mit einer einzigen Uralt-Maschine waren, hätte sie eine Chance gehabt, den Aufstieg zu stoppen." Durch den Weggang des "Architekten" sei die Enthüllungs-Plattform wieder auf den alten technischen Stand zurückversetzt worden. Es handele sich heute um "stümperhaft zusammengebasteltes Zeug", das "viel zu angreifbar" sei. (AFP)

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