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Entspannung: Japan lässt chinesischen Kapitän frei

Japan beugt sich dem chinesischen Druck und lässt den festgenommenen Kapitän frei. Nun wird eine Entspannung in den Beziehungen erwartet.

Es war der vorerst jüngste Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen China und Japan: Am Donnerstag machte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur „Xinhua“ bekannt, dass Anfang der Woche in der Provinz Hebei vier Japaner festgenommen und verhört worden seien. Sie seien in militärisches Sperrgebiet eingedrungen und sollen illegale Videoaufnahmen von militärischen Zielen gemacht haben. „China Daily“ meldete, der Fall werde noch untersucht.

Kurze Zeit später beugte sich Japan dem chinesischen Druck und ließ den chinesischen Schiffskapitän Zhan Qixiong frei, an dessen Festnahme sich der jüngste Konflikt zwischen beiden Ländern entzündet hatte. Offensichtlich wollte man eine weitere Eskalation verhindern. „Es gab die Möglichkeit, dass sich die Beziehungen zwischen Japan und China verschlechtern, und es gab Anzeichen, dass dies bereits passiert ist“, sagte Yoshito Sengoku, Chef des japanischen Kabinettsekretariats.

Sengoku dementierte allerdings einen Zusammenhang zwischen dieser Entscheidung und der Festnahme der vier Japaner in China. „Unsere Verbindungen sind wichtig und beide Länder müssen daran arbeiten, um unsere strategischen und gegenseitig nützlichen Beziehungen zu verbessern“, sagte der japanische Politiker. In den vergangenen Jahren ist die Abhängigkeit Japans von China stark angewachsen. Inzwischen ist das Reich der Mitte wichtigster Handelspartner, das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern stieg im ersten Halbjahr 2010 noch einmal um 34,5 Prozent auf 147 Milliarden US-Dollar.

So überrascht es nicht, dass nun ein japanischer Staatsanwalt in Naha-Stadt auf der Insel Okinawa die Freilassung Zhan Qixiongs angeordnet hat. China will nun ein Charterflugzeug nach Japan schicken, um den Kapitän zurückzufliegen. Zhan Qixiong war mit seinem Fischerboot am 7. September vor den Inseln, die auf Chinesisch Diaoyu- und auf Japanisch Senkaku-Inseln heißen, mit zwei japanischen Patrouillebooten zusammengestoßen. Die Japaner beschuldigen ihn, ihre Boote absichtlich gerammt zu haben. Die acht kleinen Eilande im ostchinesischen Meer werden von beiden Ländern und auch von Taiwan beansprucht; in ihrem Seegebiet werden Gas- und Ölvorkommen vermutet.

Das Verhältnis der beiden Länder ist nach wie vor durch den Krieg belastet, den Einmarsch der Japaner in die Mandschurei 1931 und die spätere Besetzung großer Teile Chinas bis 1945. Viele Chinesen verlangen Entschuldigungen und Wiedergutmachungen für japanische Kriegsverbrechen. 2005 hatte es in einigen chinesischen Städten antijapanische Demonstrationen gegeben, mehrere Japaner sollen verletzt worden sein. Nach der Festnahme des Kapitäns hatte sich das Verhältnis erneut extrem verschlechtert.

Am Wochenende kam es in einigen chinesischen Städten zu Demonstration vor japanischen Einrichtungen. In Hongkong verhinderte die Wasserpolizei, dass patriotisch gesonnene Chinesen mit einem Boot zu den umstrittenen Inseln aufbrachen. In Schanghai sagte die chinesische Regierung den Besuch einer japanischen Reisegruppe auf der Expo ab. Zudem stellte China die diplomatischen Kontakte auf mittlerer und unterer Ebene ein. Gerüchte, wonach auch der Export von für die Hightechindustrie wichtigen seltenen Metallen nach Japan eingestellt worden ist, bestätigten sich nicht. Japan trage die volle Verantwortung für die Situation und es werde alle Konsequenzen tragen, sagte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Er weigerte sich auch, seinen japanischen Kollegen Naoto Kan zu treffen.

Nach der Entscheidung vom Freitag dürften sich die Beziehungen in den nächsten Tagen wieder entspannen. Der Konflikt aber um die Inseln im Ostchinesischen Meer bleibt ungelöst.

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