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Entwicklungshilfe: Kampf den Killerseuchen

Geberkonferenz für UN-Aidsfonds: Deutschland gibt 600 Millionen und initiiert einen neuen Schuldenerlass.

Berlin - Ein bisschen muss sie sich gerade wie Angelina Jolie fühlen. Oder wie Bob Geldof. Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gehört wie Bono & Co. spätestens seit Mittwoch zu den Hoffnungsträgern der armen Länder. Denn die Entwicklungsministerin will noch bis Freitag ihren internationalen Kollegen und anderen Gönnern Milliarden-Zusagen abringen. Zum Auftakt der Geberkonferenz für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose (GFATM) sagte sie bereits am Mittwoch 600 Millionen Euro für drei Jahre zu – und verdoppelte damit den deutschen Beitrag.

Wie GFATM-Direktor Michel Kazatchkine zeigte sich die Ministerin optimistisch, dass die für den Zeitraum 2008 bis 2010 erforderlichen Mittel von mindestens acht Milliarden Dollar (5,7 Milliarden Euro) zusammenkommen. Zugleich startete sie eine Initiative zum Schuldenerlass für Entwicklungsländer. Sie trägt den Namen „debt2health“, was so viel bedeutet wie „aus Schulden wird Gesundheit“. Quasi als Pilotprojekt unterzeichnete Wieczorek-Zeul einen Vertrag mit Indonesien. Das Prinzip: Deutschland erlässt Indonesien 50 Millionen Euro Schulden, das Land investiert dafür 25 Millionen in den globalen Fonds. In den kommenden vier Jahren will Deutschland dafür insgesamt 200 Millionen Euro locker machen – neben dem Beitrag für den Fonds. Noch ist Deutschland das einzige Land in der Initiative. Als weitere Länder für einen Schuldenerlass sind Peru, Kenia und Pakistan vorgesehen.

Noch bis Freitag verhandeln in Berlin Minister aus dreißig Staaten, Hilfsorganisationen, Stiftungen und private Unternehmen über das Budget des GFATM. Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan leitet die Tagung, und Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet sie am heutigen Donnerstag. Weltweit gebe es sieben Millionen Aidskranke und 15 Millionen Aidswaisen, unterstrich Wieczorek-Zeul. Aids, Malaria und Tuberkulose töten jährlich rund sechs Millionen Menschen. „Es ist unsere moralische und politische Verpflichtung gegen diese Krankheit vorzugehen“, appellierte die Ministerin. Kazatchkine betonte, die Geberkonferenz sei die größte, die es im Gesundheitsbereich je gegeben habe. Seit dem G-8-Gipfel in Heiligendamm hofft er, dass die Geberländer ihre heilversprechenden Milliarden-Zusagen einhalten.

2002 unter dem damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan gegründet, ist der globale Fonds das größte Finanzierungsinstrument im Kampf gegen die drei Killerseuchen. Er bezahlt zwei Drittel aller Maßnahmen gegen Tuberkulose und Malaria und knapp ein Fünftel aller Programme gegen Aids. Bislang wurden 450 Projekte in 136 Ländern verwirklicht. „Mit den Geldern wurden seit 2002 etwa zwei Millionen Menschenleben gerettet“, sagt Kazatchkine. Jeden Tag kämen 3000 hinzu. „Das Elend der Kranken und die Bedrohung für den eigenen Wohlstand sind einfach zu groß geworden“, erklärt Sonja Weinrich vom Evangelischen Entwicklungsdienst das wachsende westliche Engagement. Die Ärztin war lange in Sambia in der Aidshilfe tätig. „Wir brauchen dringend mehr Gelder“, sagt Weinreich und hofft auf Wieczorek-Zeul. Die Ministerin bemüht sich indes weiter und sagt: „Ich bin verzweifelt auf der Suche nach einem deutschen Bill Gates.“

Lisa Wandt

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