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Politik: Erbfolge auf Ägyptisch

Nach Mubaraks Schwächeanfall beginnt Debatte um Nachfolger

So lange wie er regiert in der Region kaum einer. Seit 1981 ist Hosni Mubarak schon Ägyptens Präsident. Trotz seines Alters von 78 Jahren waren bisher keine Gesundheitsprobleme des „Rais“ bekannt. Doch am Mittwoch erlitt Mubarak im Parlament einen Schwächeanfall. Das hat nun Spekulationen über seine Nachfolge entfacht. Umso mehr, als Mubarak anders als seine Vorgänger bisher keinen Stellvertreter ernannt hat, der dann wie bisher üblich als Nachfolger nominiert würde. So war Mubarak selbst Vize-Präsident, als ein Islamist nach dem Friedensschluss mit Israel Anwar al Sadat erschoss. Sadat wiederum war Stellvertreter von Präsident Nasser, als dieser 1970 starb.

Als Mubarak-Stellvertreter im Gespräch sind verschiedene Personen, darunter sein Politik-Berater Osama Bas. Es wird jedoch vermutet, dass Hosni Mubarak auf einen offiziellen Stellvertreter bisher verzichtete, weil er seinen Sohn Gamal behutsam zum Nachfolger aufbauen will. Zwar hat der ägyptische Präsident dies stets dementiert. Doch Beobachter sehen in der orchestrierten Kampagne, die Gamal als das „Gesicht“ von Reformen präsentiert, den Versuch, den 39-Jährigen der Öffentlichkeit als Nachfolger schmackhaft zu machen.

So hat Gamal Mubarak als Vorsitzender eines Ausschusses der regierenden Nationalen Demokratischen Partei verschiedene Reformvorschläge gemacht, die auch umgesetzt wurden: die Abschaffung der Staatssicherheitsgerichte beispielsweise, die zur Bekämpfung des Terrorismus geschaffen und zuletzt zur Verurteilung politisch Unliebsamer genutzt wurden. Kritiker sehen darin jedoch nicht den Beginn wirklicher Reformen, sondern Augenwischerei. So gilt in Ägypten 22 Jahre nach der Ermordung Sadats noch der Ausnahmezustand. Und auch Gamal Mubarak lehnt es ab, das System zur Wahl des Präsidenten, ein Referendum über einen einzigen Kandidaten, zu verändern.

Der Schwächeanfall könnte Mubarak einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn der ägyptische Präsident anscheinend nur unter einer fiebrigen Erkältung leidet. Nun wird Mubarak voraussichtlich unter Druck geraten, bald einen Stellvertreter und damit möglichen Nachfolger zu ernennen. Die Zeit könnte nicht reichen, um Gamal in der Regierungspartei nach oben zu hieven.

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