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Eric Breininger: Jung und fromm in den Tod

Islamisten verbreiten im Internet die bizarren Memoiren des in Pakistan erschossenen Deutschen Eric Breininger.

Von Frank Jansen

Berlin - Schon das Vorwort zeugt von der Erwartung des baldigen Todes. „Während dieses Werk verfasst wird, ist mir nicht klar, ob es je fertig werden wird, da wir uns im Krieg befinden“, schrieb der deutsche Dschihadist Eric Breininger, „und ich somit jederzeit meinem Schöpfer begegnen kann“. Am 28. oder 30. April, die Daten auf islamistischen Homepages variieren, war es so weit. In einem Gefecht mit pakistanischen Soldaten in Nordwasiristan, nahe der Grenze zu Afghanistan, wurde der Konvertit aus dem Saarland getötet. Seine in einem Terrorcamp begonnenen Memoiren unter dem Titel „Mein Weg nach Jannah“, seinem Weg ins Paradies also, brechen ab. Dennoch werden sie im Internet von Anhängern der Taliban verbreitet, als Propagandaschrift. Mehr als das sind die 106 Seiten ein Dokument frommen Wahnsinns bis in den Tod.

Breininger wirbt für Selbstmordanschläge. Er nennt sie „Märtyrer-Operationen“ und „lobenswürdig“. Und er berichtet vom eigenen Umgang mit Kriegsgerät. Auf Seite 103 steht, „ich persönlich vertiefe zur Zeit meine Kenntnisse und Fähigkeiten mit schweren Artillerie-Waffen wie z. B. Havan 82 Mörsergranatwerfer oder BM-Raketen“. BM-Raketen sind Geschosse für Stalinorgeln. „Mein Ziel ist es, in diesem Sommer diese Waffen so gut zu beherrschen, dass ich selbstständig Artillerie-Operationen anführen und andere Mujahideen darin ausbilden kann.“ Ob es dazu kam, ist offen.

Breininger, Kampfname „Abdul Ghaffar al Almani“, wurde nur 22 Jahre alt. Vor zwei Jahren schloss er sich im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet der usbekischen Terrorgruppe Islamic Jihad Union (IJU) an. Sie dirigierte auch seine Freunde von der Sauerlandgruppe, die in Deutschland Anschläge mit Autobomben verüben wollte. Die vier Mitglieder der Gruppe, die das Düsseldorfer Oberlandesgericht im März zu hohen Haftstrafen verurteilte, hatten umfangreiche Geständnisse abgelegt. Breiningers Memoiren sind nach Ansicht von Sicherheitsexperten das einzige vergleichbare, biografische Dokument eines Dschihadisten aus Deutschland. Dass es echt ist, wird nicht bezweifelt. Auf der Homepage mit dem „Werk“ ist auch der Kopf der Leiche des Saarländers abgebildet – mit Bildern, die einen lachenden Breininger zeigen. In seinen Armen hält er ein Maschinengewehr.

Die Memoiren sind sprachlich passabel formuliert, vermutlich hat ein Mitkämpfer der „deutschen Taliban“ Breiningers Aufzeichnungen redigiert. Garniert mit frommen Sprüchen und Koranversen schildert der Saarländer, wie er als Schüler am Christentum zweifelte, in einer Moschee zum Islam fand und sich von der Freundin trennte, weil sie in eine Diskothek ging – „ihr Herz war versiegelt und sie wollte einfach nicht glauben“.

Breininger sei „blitzradikalisiert“ worden, sagen Experten. Innerhalb von vier Monaten war sein Hass auf die „Kuffar“, die Ungläubigen, so stark, dass er sich zur Reise in den Dschihad entschied. Über Ägypten und den Iran gelangte er, manchmal in einer Burka, nach Pakistan. Im Trainingslager in Afghanistan hatte Breininger Probleme mit der Verständigung, „ich war nach einer Weile sehr betrübt, da ich mich mit niemandem austauschen konnte“. Der Alltag im Camp war geprägt von Gebeten, Waffenkunde, Nahkampftraining und Wachehalten. Beim ersten Gefecht kam er nur knapp davon.

Die islamistische Homepage, über die Breiningers Geschichte verbreitet wird, bietet auch andere Texte: das Horst-Wessel-Lied und einen Song von Landser, einer Kultband der Neonazis. Eine Verbindung zwischen Dschihad und Führerkult sehen die Fachleute aber nicht.

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