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Ermittlungen wegen Spendenaffäre: Duisburger Bürgermeister steht unter Druck

Die Opposition versucht den Oberbürgermeister seit dem Loveparade-Unglück zu stürzen. Doch die CDU hält an Adolf Sauerland fest. Ermittlungen wegen sogenannter "Einflussspenden" könnten die entscheidende Wende bringen.

Adolf Sauerland gibt sich zwar auch in diesem Tag reichlich Mühe, fröhlich zu wirken, aber gelingen will ihm das nicht. Eigentlich hatte er die Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt zum Neujahrsempfang geladen, wollte er einen Ausblick auf 2012 geben und an den großen Sohn der Stadt, Gerhard Mercator, erinnern. Der hatte im 16. Jahrhundert die Weltkarte entwickelt und den Globus erfunden, war ein Optimist und Macher; er besaß all die Eigenschaften, die im Moment niemand mit Duisburg und seinem Oberbürgermeister (OB) verbindet. Adolf Sauerland tritt nur noch selten öffentlich auf und wenn er sich zeigt, wirft das Loveparade-Unglück seinen dunklen Schatten.

Dieses Thema beherrscht den Neujahrsempfang, was auch damit zu tun hat, dass die Wahlberechtigten der Ruhrstadt zeitgleich Post von der Stadt bekommen haben und aufgefordert werden, am 12. Februar ihre Stimme abzugeben. „Ja zur Abwahl von Oberbürgermeister Sauerland“ haben die Initiatoren des ersten Abwahlverfahrens in der Geschichte des größten Bundeslandes getextet, weil Sauerland vor, während und im Anschluss an die Katastrophe mit 21 Toten im Jahre 2010 aus ihrer Sicht so gut wie alles falsch gemacht hat. „Er soll endlich seine Verantwortung übernehmen und gehen“, sagt Theo Steegmann, der in den zurückliegenden Monaten viel dafür getan hat, dass mehr als 80 000 Duisburger das Abwahlverfahren mit ihrer Unterschrift erzwungen haben. Die Sauerland-Gegner müssen am 12. Februar jeden vierten Wahlberechtigten, also knapp 92 000 Menschen an die Urne bringen, damit das Votum gültig ist. „Es geht uns nicht um die Macht im Rathaus, es geht einzig und allein um das Verhalten des Oberbürgermeisters“, so Steegmann.

Der versteht bis heute nicht, was in seiner Heimatstadt passiert ist. „Das Ganze ist eine Mogelpackung, eine Initiative von SPD und Linken“, glaubt der Oberbürgermeister. Seine Christdemokraten haben sich inzwischen um ihn geschart, sie verteidigen ihren Frontmann gegen alle Anwürfe und sehen sich im Abwehrkampf mit bösen Mächten. „Es ist noch niemandem eine Schuld nachgewiesen worden und solange das kein Gericht tut, bleibe ich im Amt“, erklärt Sauerland trotzig. Er sieht sich nun in der Rolle des Opfers.

Während seine christdemokratischen Parteifreunde ihre Anhänger offen aufrufen, die Wahl am 12. Februar zu boykottieren und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass das Quorum nicht zustande kommt, will der Angegriffene selbst immerhin seinen 16-jährigen Sohn Philipp ins Wahllokal begleiten, der diese demokratische Pflicht erfüllt, obwohl er – so der Vater – von der „ganzen Sache dermaßen die Schnauze voll“ habe. Ob Sauerland auch abstimmt, mochte er noch nicht endgültig sagen.

Die Duisburger CDU fühlt sich auch deshalb verfolgt, weil sie nicht nur wegen der Loveparade in schweres Fahrwasser geraten ist. Die Justiz hat sich inzwischen auch an Sauerland festgebissen, allerdings wegen eines anderen Sachverhaltes. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ersten Bürger der Ruhrstadt, weil er sogenannte „Einflussspenden“ angenommen haben soll. Rings um etliche Bauprojekte der Stadt gibt es so viele Ungereimtheiten, dass die Ankläger nicht mehr von Zufällen ausgehen. Mehrfach haben die Essener Immobilienentwickler Kölbl Kruse mit Projekten in Duisburg so gut verdient, dass nun die Hintergründe in einem Ermittlungsverfahren genauer ausgeleuchtet werden. Allein beim Landesarchiv im Duisburger Hafen, davon sind die Staatsanwälte überzeugt, sollte eine schwarze Kasse über vier Millionen angelegt werden, die Baukosten selbst sind inzwischen von ursprünglich etwas mehr als 30 auf mehr als 190 Millionen Euro explodiert; ein Untersuchungsausschuss in Düsseldorf arbeitet diese Episode inzwischen zusätzlich auf.

Weil die Immobilienentwickler mit insgesamt vier Spenden über 38 000 Euro den Oberbürgermeisterwahlkampf von Sauerland gezielt unterstützt haben, sehen die Staatsanwälte mehr als einen Anfangsverdacht gegen den OB. Er selbst will davon nichts gewusst haben, obwohl allein aus dieser Quelle, so der Schatzmeister der örtlichen CDU, um die 30 Prozent der offiziellen Wahlkampfkosten bestritten wurden. Die Staatsanwälte sind an dieser Stelle nicht mehr gutgläubig und haben Zweifel an der Darstellung von Sauerland. Dessen Kommentar: „Alles Quatsch.“

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