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Angehörige nehmen das Haus eines Hamas-Mitgliedes in Hebron nach einem Vergeltungsschlag der israelischen Armee in Augenschein.

© AFP

Ermordete Religionsschüler: Israel will Hamas im Westjordanland zerschlagen

Nach der Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern will Israel die islamistische Hamas im Westjordandland zerschlagen. Die Hamas will derweil noch heftigere Vergeltungsschläge der Israelis im Gazastreifen vermeiden.

Nach der Ermordung der drei entführten jüdischen Religionsschüler versucht Israel, die islamistische Hamas im Westjordanland zu zerschlagen. Gleichzeitig soll aber auch eine weitere Eskalation im Gazastreifen vermieden werden.
Nachdem die Leichen der drei entführten Jugendlichen bei Hebron entdeckt worden waren, hat Israels Sicherheitskabinett in einer ersten Krisensitzung in der Nacht zum Dienstag noch keine operativen Beschlüsse gefasst. Das Sicherheitskabinett vertagte sich auf Dienstagabend. Parallel gingen die Sicherheitskräfte weiter gegen Hamas-Aktivisten und andere Extremisten im Westjordanland vor. Nach palästinensischen Angaben sollen bisher rund 600 bis 800 Palästinenser vorübergehend verhaftet worden sein. In vier von fünf Fällen handelt es sich dabei um Aktivisten der Hamas, deren Institutionen zerschlagen und deren Gelder in Millionenhöhe beschlagnahmt wurden.

Die Luftwaffe attackierte beim schwersten Angriff seit Jahren nicht weniger als 34 Ziele im Gazastreifen, die der Hamas und anderen extremistischen Gruppierungen zugeschrieben wurden. Dies galt als Vergeltung für die heftigen Raketenangriffe der letzten Tage, die am Sonntag vier Verwundete gefordert und schwerste Sachschäden im Industriegebiet der Kleinstadt Sderot verursacht hatten. Nach Angaben der israelischen Armee geht nur ein einziger Raketenangriff auf die Hamas zurück - nämlich eine Attacke als Vergeltung für die Liquidierung eines ihrer führenden Aktivisten. Dennoch macht Israel die im Gazastreifen nach wie vor herrschenden Islamisten für die Attacken insgesamt verantwortlich. Hamas ihrerseits berief am Dienstag die übrigen Gruppierungen zu Beratungen zusammen. Die Beratungen dienten dem Ziel, die Lage zu entschärfen. Auf diesem Wege sollen weitere, noch heftigere Vergeltungsschläge der Israelis vermieden werden.

Auch Israel will Lage im Gazastreifen entspannen

Die israelische Armee wird zwar weiterhin auf Raketenangriffe reagieren. Doch noch ist unklar, ob sie ihre international kritisierte Taktik der gezielten Tötung von mutmaßlichen Terroristen und Drahtziehern wieder im vollen Umfang aufnehmen wird. Verschiedenste offizielle Sprecher versicherten aber, man arbeite auf eine Entspannung an der Gazafront hin.

Das erklärte politische Ziel der israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu besteht darin, die Hamas als Machtfaktor insbesondere im Westjordanland auszuschalten. Vor allem soll die neue sogenannte „Technokraten-Regierung der nationalen Einheit“ in Ramallah gesprengt werden. Gelingt es Israel, der Hamas die Entführung und Ermordung der drei Religionsschüler zweifelsfrei nachzuweisen, so bleibt wohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nichts anderes übrig, als diese neue Regierung aufzulösen.

Israels Nationalisten, insbesondere einzelne Minister und Siedler, wollen sich aber nicht mit diesen Zielen begnügen. Vielmehr verlangen sie eine „angemessene zionistische Antwort“ auf die Entführung und Ermordung der Religionsschüler. Im Sicherheitskabinett prallten der ultranationalistische Wirtschaftsminister Naftali Bennett und Justizministerin Zippi Livni aufeinander, als Bennett den massiven Siedlungsbau und die Annektierung des Gusch-Etzion-Siedlungsblocks südlich von Bethlehem forderte. In mindestens zwei Gebieten in der Nähe von Jerusalem sind Siedler aufgetaucht, die den sofortigen Bau eines neuen Siedlungsblocks forderten.

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