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Auf einen Blick: Der Nutri-Score soll die Auswahl an der Ladentheke erleichtern.

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Update

Nährwertkennzeichnung Nutri-Score: Jeder soll sehen, was im Essen steckt

Zucker, Fett, Salz – bisher sind solche Angaben auf der Rückseite der Lebensmittelverpackungen versteckt. Das muss sich ändern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Die fetten Jahre fordern ihren Tribut. Über die Hälfte der Bundesbürger ist zu dick, Millionen von Menschen leiden unter Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu viel Fast Food, süße Limos oder salzige Chips machen krank, vor allem, wenn man das Zeug vor dem Fernseher in sich hineinstopft und Sport meidet. Dass das ungesund ist, dürften die meisten Menschen ahnen. Doch das schlechte Gewissen lässt sich leicht verdrängen. Lebensmittelhersteller verstecken die Angaben über Salz, Zucker, Kalorien und ungesättigte Fettsäuren in kleingedruckten Tabelle auf der Rückseite ihrer Verpackungen. Eine Lektüre für die breite Masse ist das nicht.

Verbraucherschützer wollen das ändern. Sieben europäische Organisationen sammeln jetzt Unterschriften für eine einfache, verständliche Nährwertkennzeichnung. Die Bürgerinitiative will dafür sorgen, dass das französische Nutri-Score-Modell EU-weit eingeführt wird. Der Nutri Score sagt, ob Essen gesund ist oder nicht. Dazu dient eine farbliche Kennzeichnung vorn auf der Packung. Lebensmittel werden auf einer Skala von „A“ (grün, gesund) bis „E“ (rot, Finger weg) eingeordnet.

Klöckner entwickelt eigenes Modell

Die Lebensmittelindustrie lehnt den Nutri Score ab und hat ein eigenes System entworfen. Doch das ist kompliziert und dürfte die meisten Menschen überfordern. Gewonnen wäre damit nichts. Dass etwas passieren muss, ist aber klar. Im Koalitionsvertrag hat sich die schwarz-rote Koalition auf eine einfache, verständliche Nährwertkennzeichnung verständigt. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner steht in der Pflicht. Sie will demnächst ein eigenes Modell vorlegen und die Bürger über ihren Ansatz und die anderen Varianten, die auf dem Markt sind, abstimmen lassen.

Doch das könnte sie sich sparen. Denn für eine Volksabstimmung taugt die Kennzeichnung nicht. Die Materie ist kompliziert, am Voting werden sich daher nur diejenigen beteiligen, die sich schon jetzt für das Thema interessieren – und für eine bewusste Ernährung. An der großen Mehrheit geht das vorbei. Statt sich in unsinnigen Abstimmungen zu verlieren, sollte der Nutri Score jetzt eingeführt werden. Am besten auf europäischer Ebene, weil nur so die Vorgaben verpflichtend vorgeschrieben werden können. Doch das dauert.

Ministerin Klöckner sollte darauf nicht warten. Sie sollte den Nutri Score schon jetzt nach Deutschland holen. Die Lebensmittelindustrie sollte ihren Widerstand aufgeben. Denn vom Nutri Score profitieren die Hersteller, die gesündere Rezepturen entwickeln als ihre Konkurrenz. Das gilt es zu belohnen. Ob die Menschen mit dem Nutri Score am Ende gesünder leben, bleibt abzuwarten. Aber eines ist gewiss: Wenigstens isst dann das schlechte Gewissen mit.

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