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Politik: Erste Spur zu Attentätern in Russland

Moskau - „Hurrikan 4“ lautet die Tarnbezeichnung für die Großfahndung, die in der Wolga-Region Samara angelaufen ist. In der Autostadt Togliatti war Mittwoch früh kurz vor acht in einem voll besetzten Bus ein Sprengsatz gezündet worden, der acht Menschen tötete und mehr als fünfzig schwer verletzte.

Moskau - „Hurrikan 4“ lautet die Tarnbezeichnung für die Großfahndung, die in der Wolga-Region Samara angelaufen ist. In der Autostadt Togliatti war Mittwoch früh kurz vor acht in einem voll besetzten Bus ein Sprengsatz gezündet worden, der acht Menschen tötete und mehr als fünfzig schwer verletzte. Die meisten Opfer sind Schüler und Studenten.

Mittlerweile gibt es eine erste heiße Spur. Bei Hausdurchsuchungen fanden Ermittler am Donnerstagmorgen Teile für den Bau eines Sprengsatzes. Gegenwärtig wird festgestellt, ob sie identisch mit den am Tatort sichergestellten Resten der Sprengbombe sind. Wäre sie, wie offenbar geplant war, erst an der nächsten, rund 150 Meter entfernten Haltestelle hoch gegangen, hätte es sehr viel mehr Opfer gegeben.

Die Fahnder gehen von einem Anschlag islamischer Extremisten aus. Unter Experten wird Doku Umarow als Drahtzieher gehandelt. Er gehört zu den letzten noch aktiven Feldkommandeuren der tschetschenischen Separatisten. Deren radikaler Flügel hatte seine Aktivitäten gleich nach dem offiziellen Ende von Putins Feldzug gegen die Rebellenrepublik in die Nachbarregionen verlagert und rekrutiert dort auch den Nachwuchs für den Partisanenkrieg. Umarow hatte aus dem Untergrund schon mehrmals mit Anschlägen in weiteren Gebiete gedroht. Gefährdet ist neben dem Nordkaukasusvorland vor allem die Wolgaregion. In deren Großstädten leben Tausende Arbeiter aus den strukturschwachen nordkaukasischen Teilrepubliken, die von der einheimischen Bevölkerung als Bürger zweiter Klasse behandelt werden.

Zwar durften nur staatlich gelenkte Sender am Tatort drehen, die sichtlich um Verharmlosung bemüht waren. Auch ist die Anzahl der Opfer für russische Verhältnisse eher gering. Dennoch brechen sich halb verdrängte Ängste Bahn. Katastrophen wie den Geiselnahmen 2002 beim Musical „Nord-Ost“ oder 2004 in der Schule von Beslan ging bisher stets eine Serie kleinerer Anschläge voraus. Ein Szenario, das sich, wie viele fürchten, jetzt wiederholen könnte. Umso mehr, da der Sprengsatz unmittelbar vor dem offiziellen Wahlkampfstart am Samstag gezündet wurde. Elke Windisch

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