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Politik: Es bleibt in der Familie

Von Bernd Hops

So viele erfreute Kommentare von allen Seiten hat man bei einer Übernahme lange nicht gehört. Porsche will zwanzig Prozent von Volkswagen kaufen. Und alle sind begeistert. Zwanzig Prozent, das ist zwar keine Übernahme, aber im Falle Volkswagen mindestens ebenso gut wie eine. Denn mit Porsche engagiert sich eine der bedeutendsten deutschen Unternehmerfamilien bei Volkswagen – und kein HedgeFonds, kein Finanzinvestor, wie das viele nach dem seltsamen Kursanstieg der VolkswagenAktie in den vergangenen Tagen vermutet hatten.

Es ist das Modell BMW, das nun auch bei Volkswagen ausprobiert wird. Eine finanzstarke und am Unternehmen interessierte Familie – bei BMW ist es die Familie Quandt – sorgt im Hintergrund dafür, dass die Firma auf Kurs bleibt. Zusätzlich bekommt sie in schwierigen Zeiten genügend Halt und Rückendeckung, um sich entwickeln zu können.

Rückt da nun die Deutschland AG wieder zusammen? Auch das nicht. Denn es sind nicht Manager, die sich in Überkreuzverflechtungen, Finanzbeteiligungen und gegenseitigen Aufsichtsratsmandaten abschotten, sondern es sind – man sagt es ungern – Kapitalisten. Reiche Familien, die keine Lust darauf haben, sich von anderen hereinreden zu lassen. Bei Porsche sind es die Piëchs und Porsches, die sich ihren wichtigen Kooperationspartner VW nicht wegkaufen lassen wollen – und bereit sind, dafür auch eine Menge Geld zu bewegen.

Für die deutsche Wirtschaft ist diese Renaissance, wenn es denn eine wird, eine gute Nachricht. Nachdem die Steuerpolitik von Rot-Grün in den vergangenen Jahren dazu geführt hat, dass die engen Verflechtungen zwischen Banken, Versicherungen und Unternehmen weitgehend aufgelöst wurden, kann die Neuordnung der Unternehmenslandschaft nun in eine zweite Phase treten. Im Idealfall finden diejenigen, die tatsächlich etwas vom jeweiligen Geschäft verstehen, zueinander. Und wenn eine starke Eigentümerfamilie dahinter steht, dann ist auch einigermaßen sicher, dass die Unternehmensstrategie nicht morgen schon wieder umgeworfen wird.

Was Eigentümerfamilien bewirken können, haben die Quandts bei BMW gezeigt. Vor allem auf ihren Druck gaben die Bayern ihr Abenteuer beim britischen Autobauer Rover auf. Seitdem wird BMW straff geführt und ist seinen deutschen Konkurrenten meilenweit voraus. Die Familie Schickedanz wiederum hat sich in den vergangenen Monaten die Aktienmehrheit beim Handelskonzern Karstadt-Quelle zurückgekauft – und gibt dem Vorstand den nötigen Rückhalt für das schwierige Sanierungsprogramm. Auch Studien, etwa der Hypo-Vereinsbank, zeigen, dass sich Unternehmen mit starken Eigentümern im Schnitt besser entwickeln als anonyme Kapitalgesellschaften.

Im Fall Volkswagen und Porsche sind die Beziehungen schon heute weit über familiäre Verflechtungen hinaus gediehen. Volkswagen-Komponenten und -Motoren spielen für das Zuffenhausener Sportwagenunternehmen schon heute eine wichtige Rolle. Und: Der Enkel des Käfererfinders Ferdinand Porsche, Ferdinand Piëch, hat den VW-Konzern als Ex-Vorstandschef geleitet und sitzt heute seinem Aufsichtsrat vor. Er kennt beide Firmen im Detail – und weiß, was herauszuholen ist. Vor diesem Hintergrund ist auch für Porsche das Risiko eines Einstiegs bei Volkswagen überschaubar – zumal das Unternehmen auf einer Brieftasche mit rund drei Milliarden Euro sitzt, die es anlegen muss.

Für die VW-Mitarbeiter in Deutschland bedeutet der Einstieg von Porsche eine kurze Verschnaufpause. Doch eine Aufgabe nimmt auch die Porsche-Lösung dem VW-Konzern nicht ab: Er muss seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. Gegen den Einzug der gefürchteten Hedge-Fonds ist er vorläufig gefeit. Gegen den Unmut der Autokäufer, denen die Modelle zu teuer sind, noch lange nicht. Die Sanierungsarbeiten bei VW und die Diskussion über einen möglichen Stellenabbau werden deshalb weiterlaufen – auch mit dem neuen Großaktionär.

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