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Wie Gehör finden? Der SPD stehen schwierige Wahlkämpfe bevor.

© dpa/Kay Nietfeld

„Es braucht mehr Kümmerer“: Wie eine SPD-Politikerin im Osten mit Pizza und Popcorn um Wähler wirbt

Plakate funktionieren nicht, also müssen andere Ideen her: Die Thüringer Bundestagsabgeordnete Kaiser probiert neue Formate aus. Ein Interview mit ihr.

Frau Kaiser, was sind die großen Probleme der SPD im Osten im Alltagsgeschäft?

Wir sind einfach sehr wenige Mitglieder, im Landesverband Thüringen rund 4000. Im Altersschnitt sind sie 60 bis Mitte 60. Es steht ein Kommunalwahlkampf an, da fängt es mit dem Plakate kleben an. Bei vielen ist die Unsicherheit groß, noch auf eine Leiter zu steigen. Da müssen wir dann externe Dienstleister mit beauftragen, das kostet wieder Geld. Und die Menschen bauen eine zunehmende Distanz auf.

Was machen Sie dagegen?

Ich habe letztens ein neues Format ausprobiert: Politik und Pizza, wir haben Flyer verteilt und das dann in meinem Büro in Gera veranstaltet. Da kamen rund 15 junge Leute. Das Büro haben wir umbenannt in „Kaisers Demokratieladen“.

Versuchen Sie, die SPD zu verstecken und voll auf Ihre Person zu setzen?

Elisabeth Kaiser sitzt seit 2017 als Vertreterin Thüringens im Bundestag. Mit 32 Jahren ist sie eine der jüngsten und eine der wenigen Nachwuchshoffnungen der ostdeutschen SPD.
Elisabeth Kaiser sitzt seit 2017 als Vertreterin Thüringens im Bundestag. Mit 32 Jahren ist sie eine der jüngsten und eine der wenigen Nachwuchshoffnungen der ostdeutschen SPD.

© picture alliance / Bodo Schackow

Na, am Schaufenster ist schon noch das SPD-Logo dran. Aber wir müssen uns mehr öffnen, Distanz abbauen. So stelle ich mein Büro auch für eine Initiative zur Verfügung, die eine Flüchtlingszeitung macht. Oder in Altenburg auf dem Frühlingsmarkt haben wir Popcorn gemacht. Es sind viele kleine Schritte.

In der SPD sagen einige ja, die Partei solle Bürgerbusse anschaffen, um auch dort zu den Menschen zu kommen, wo es keinen Ortsverein mehr gibt, wäre das Ihrer Meinung nach eine Idee?

Ich weiß nicht, ob Parteibusse die Probleme lösen. Aber klar, es braucht mehr Kümmerer. Das ist eine Frage der Ressourcen. Aber die Bürger haben auch eine Holschuld. Ich kann nicht an jede Tür klopfen und nachfragen, was fehlt. Ich höre zu oft „Der Staat muss doch mal …“ – begleitet von Vorurteilen und Vorwürfen.

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