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Politik: „Es gab kein Angebot von Saddam“

Der „Falke“ Richard Perle über Geheimkontakte nach Bagdad und seine Liebe zu Deutschland

Der einflussreiche frühere Pentagon-Berater Richard Perle bestreitet Berichte über Geheimkontakte zu Saddam Hussein, über die der Irak-Krieg in letzter Minute hätte verhindert werden können. In Berlin bestätigte Perle ein Treffen mit dem libanesischen Geschäftsmann Imad Hage in London Anfang März, über das jetzt die „New York Times“ berichtet hat. Hage habe Perle nach Bagdad einladen wollen, angeblich im Auftrag von Saddam Husseins Geheimdienstchef Habbush. „Aber das war kein seriöses Angebot“, so Perle. „Es war unglaubwürdig, warum sollten sie so komplizierte Wege gehen, wo sie dieses Signal doch auch in unserer Interessenvertretung in der polnischen Botschaft in Bagdad hätten hinterlassen können?“

Den deutschen Medien warf Perle vor, ein irreführendes Bild der Lage im Irak zu zeichnen. „Der Eindruck von Chaos und unbesiegbarer Gewalt ist falsch.“ Er sei „nicht überrascht“ von der Anzahl massiver Attentate und auch „nicht pessimistisch“ für die Zukunft. Fast alle deutschen Gesprächspartnern hätten den Eindruck, dass Amerika jeden Tag drei, vier oder mehr Gefallene zu beklagen habe. Tatsächlich seien es „drei bis vier pro Woche“. Das sei traurig genug, jeder Tote sei „einer zu viel“. Aber niemand in der Bush-Regierung habe diese Gefahr unterschätzt, sagte Perle, der als einer der strategischen Planer des Irak-Krieges gilt. Die unbestreitbaren Erfolge würden dagegen übersehen. „Die Schulen sind offen, die Stromproduktion liegt über Vorkriegsniveau, und die Iraker helfen uns aktiv im Kampf gegen Attentäter.“ Das wahre Problem sei: „Wir alle im Westen haben keine Antwort, wie man sich vor Selbstmordanschlägen schützt, weil unsere Sicherheitssysteme auf der Annahme beruhen, dass kein Terrorist beim Anschlag umkommen möchte.“

Perle räumte ein, dass viele Probleme der US-Truppen auf der kulturellen Distanz beruhen. „Mehr muslimische Soldaten wären besser.“ Nicht aber aus anderen islamischen Ländern, „am besten wären irakische Truppen“. Es sei jetzt entscheidend, Saddam Hussein zu fassen, „dann lässt der Widerstand nach“.

Offensiv warb Perle um die deutsche Regierung. Seine Aufforderung im „Handelsblatt“-Interview vom Oktober 2002, Kanzler Schröder diene den deutsch-amerikanischen Beziehungen, wenn er zurücktrete, sei „ein Scherz“ gewesen.

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