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Politik: Es hört nicht auf

Türkische Behörden warnen vor neuen Anschlägen

Nach dem Tod von fünf Menschen bei dem Bombenanschlag von Kusadasi befürchten die türkischen Behörden weitere Anschläge in den Feriengebieten des Landes. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden auch in der Region der Städte Bodrum und Marmaris an der südlichen Ägäis verstärkt. Türkische Medien berichteten, gesucht werde besonders nach zwei PKW, die möglicherweise Sprengstoff an Bord hätten.

Wer für den Anschlag auf den Touristenbus in Kusadasi verantwortlich war, ist weiter unklar. Hauptverdächtiger war am Sonntag die Gruppierung „Freiheitsfalken Kurdistans“ (TAK), ein Ableger der kurdischen Rebellengruppe PKK. Die „Falken“ hatten Anschläge auf Touristen angekündigt und in der vergangenen Woche bereits eine Bombe in Cesme unweit von Kusadasi gezündet.

In Kusadasi war am Samstagvormittag eine Bombe in einem Kleinbus explodiert, der türkische und ausländische Urlauber zum Strand bringen sollte. Bei dem Anschlag waren eine Britin, eine Irin und drei Türken getötet worden. Mehrere Verletzte schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Deutsche kamen offenbar nicht zu Schaden. Die Tat wurde von führenden türkischen Politikern und von politischen Vertretern der Kurden wie der Ex-Abgeordneten Leyla Zana verurteilt.

Aus Behördenkreisen verlautete, die Explosion in dem Kleinbus sei offenbar doch nicht von einem Selbstmordattentäter ausgelöst worden. Wahrscheinlicher sei, dass Terroristen den in dem Bus platzierten Sprengsatz fernzündeten, als das Fahrzeug das Atatürk-Denkmal von Kusadasi passierte. In den Medien wurde zudem spekuliert, dass die Bombe nicht für den Bus bestimmt war, sondern auf dem Weg zum eigentlichen Anschlagsziel explodierte.

Eine türkische Zeitung meldete am Sonntag, der bei dem Anschlag verwendete Sprengstoff C-4, der häufig von der PKK eingesetzt wird, stamme vermutlich aus Beständen der früheren irakischen Armee. Die PKK wolle in der Türkei Anschläge nach dem Muster des radikalislamischen Terrornetzwerkes Al Qaida verüben. Im Norden Iraks befinden sich mehrere Lager der PKK. Die türkischen Behörden seien „so gut wie sicher“, dass die PKK hinter dem Anschlag von Kusadasi stecke, sagte der britische Botschafter in Ankara, Peter Westmacott, der BBC.

Das Hauptquartier der PKK-Truppen im Nordirak distanzierte sich aber von den „Freiheitsfalken“. Bisher hatte die PKK die Stellungnahme der „Falken“ über ihre Medien verbreitet. Die „Freiheitsfalken“ hatten sich erst vor einigen Tagen über die PKK-Nachrichtenagentur MHA zu dem Anschlag im Badeort Cesme bekannt, bei dem vergangene Woche 20 Menschen verletzt wurden. Ebenfalls über MHA hatten die „Falken“ Ende Juni ihre Anschläge in den Urlauberregionen angekündigt und Touristen vor einem Türkei-Besuch gewarnt. Bei den Anschlägen werde keine Rücksicht auf zivile Opfer genommen, hieß es in der Erklärung.

Für dieses Jahr erwartet die Türkei die Rekordzahl von 20 Millionen ausländischen Besuchern; jeder fünfte Türkei-Urlauber kommt aus Deutschland. Hinweise darauf, dass viele ausländische Touristen wegen der jüngsten Anschläge ihren Türkei-Urlaub vorzeitig abbrechen wollen, lagen am Sonntag nicht vor. Auch deutsche Reiseveranstalter sprachen nur von einer „begrenzten Anzahl von Stornierungsanfragen“.

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