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Die Lage in Bangkok verschärft sich.

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Update

Eskalation in Bangkok: Angst vor Bürgerkrieg in Thailand wächst

Wieder Schüsse und Explosionen in der thailändischen Hauptstadt: Bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und oppositionellen Demonstranten in Bangkok sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen.

Angesichts der Eskalation der Gewalt in der thailändischen Hauptstadt Bangkok wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg. Soldaten der thailändischen Armee feuerten am Freitag auf Anhänger der oppositionellen Rothemden, dabei kamen erneut mindestens fünf Menschen ums Leben. Dies teilten Krankenhäuser in der Hauptstadt Bangkok mit. Zuvor war von drei Toten und 46 Verletzten die Rede gewesen. Die Regierung ließ das von den Demonstranten seit Wochen besetzte Geschäftsviertel vollständig abriegeln und stellte den Strom ab.

Die Soldaten marschierten in Richtung der Rothemden, setzten Tränengas ein und feuerten Gewehrsalven ab. Wie ein Reporter berichtete, schossen die Soldaten auch direkt in die Menge. Oppositionsanhänger verschanzten sich hinter Barrikaden, zündeten einen unbesetzten Polizeibus an und zerstörten Armeefahrzeuge und Wasserwerfer.

Nach Angaben von Rettungskräften wurden bei den gewaltsamen Zusammenstößen mehrere Menschen durch Kugeln getötet. Dutzende Menschen seien verletzt worden - darunter auch drei Journalisten. Bereits am Donnerstag war ein Demonstrant erschossen worden und mindestens elf weitere verletzt worden. Seit Beginn der Krise Mitte März kamen mindestens 33 Menschen ums Leben. Mehr als tausend Menschen wurden verletzt.

Die Armee hatte das Geschäftsviertel Ratchaprasong zuvor abgeriegelt und Kontrollposten an den Zufahrtstraßen eingerichtet. Nach den gewaltsamen Zusammenstößen am Donnerstagabend hatten die Behörden auch den Strom in der Demonstrationszone abgeschaltet. Verteidigungsminister Prawit Wongsuwon sagte, die Rothemden sollten durch den Militäreinsatz zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bewegt werden.

Die Demonstranten gehören mehrheitlich der verarmten Landbevölkerung an und sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie werfen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva vor, allein im Dienste der Eliten zu stehen, und fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen. Abhisit hatte in der vergangenen Woche nachgegeben und einen Versöhnungsplan vorgeschlagen, der vorgezogene Parlamentswahlen im November einschließt. Seine Gegner erklärten sich im Grundsatz einverstanden, erhoben aber neue Forderungen. Am Mittwoch ließen die Rothemden ein Ultimatum für die Räumung des Bangkoker Stadtzentrums verstreichen, Abhisit zog sein Angebot daraufhin zurück.

Der im Exil lebende Thaksin erklärte, eine friedliche Lösung sei noch immer möglich. Die Regierung begehe allerdings "schwere Verletzungen der Menschenrechte". Einer der Rothemden-Anführer, Nattawut Saikuar, warf Abhisit vor, einen Bürgerkrieg angezettelt zu haben. "Wir fordern, dass die Regierung unverzüglich das Militär zurückzieht und die Gewalt einstellt", sagte er.

Das Auswärtige Amt in Berlin riet in einem Sicherheitshinweis dringend vor Reisen aller Art nach Bangkok ab. Dies betreffe aber nicht die Nutzung des Flughafens der thailändischen Hauptstadt, sagte ein Sprecher. Der Dienstbetrieb an der deutschen Botschaft in Bangkok sei aus Sicherheitsgründen auf ein Minimum reduziert worden. Die Reiseveranstalter Thomas Cook und TUI sagten Reisen nach Bangkok bis Ende Mai ab, alle anderen Thailand-Urlaube fänden allerdings uneingeschränkt statt. (AFP/dpa)

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