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Eskalation in Guantánamo: Gefangene wehren sich gegen Verlegung in Einzelzellen

Obama wollte Guantánamo schließen - und hat es nicht geschafft. Jetzt werden die Spannungen in dem Lager offenbar immer größer. Viele der Gefangenen sitzen dort schon seit mehr als zehn Jahren - ohne jeden Prozess.

Nach wochenlangen wachsenden Spannungen im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay ist es am Samstag zu einer Eskalation gekommen. US-Wärter setzten nach Medienberichten Gummigeschosse gegen Häftlinge ein, die sich gegen eine Verlegung aus einer Gruppenunterkunft in Einzelzellen wehrten. Auf beiden Seiten habe es aber nur leichte Verletzungen gegeben, zitierte der Sender CNN einen Militärsprecher in Guantánamo Bay.

Dort werden zurzeit noch 166 Terrorverdächtige festgehalten, viele von ihnen schon seit 2002, als das Lager eingerichtet wurde. US-Präsident Barack Obama hatte nach seinem Amtsantritt 2009 eine Schließung binnen eines Jahres angekündigt, war aber an massivem Widerstand im Kongress gegen eine Verlegung der Gefangenen auf US-Boden gescheitert.

Im Februar hatte im Lager eine Welle von Hungerstreiks begonnen. Nach US-Angaben verweigern zurzeit mehr als 40 Häftlinge die Nahrungsaufnahme und werden zum Teil zwangsernährt. Anwälten von Gefangenen zufolge ist die Zahl der Hungerstreikenden weitaus höher. Die zumeist ohne jede Anklage, geschweige denn einen Prozess festgehaltenen Männer würden immer verzweifelter.

Laut „Washington Post“ gab der Sprecher der US-Lagerverwaltung, Robert Durand, als Grund für die Verlegung in Einzelzellen an, dass die Gefangenen Überwachungskameras und Fenster der Gemeinschaftsunterkunft verhüllt hätten. Damit sei für die Wärter die Überwachung erschwert und das Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der Häftlinge im sogenannten Camp 6 „unannehmbar hoch“ geworden. Gefangene hätten sich unter anderem mit den Stielen von Besen und Mops gegen die Verlegung gewehrt, zitierte das Blatt Durand weiter.

Die Zeitung spekulierte, dass das US-Militär mit der Aktion die Gefangenen gezielt trennen wollte - in der Hoffnung, dass damit die Hungerstreikwelle gebrochen werden könne.

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