zum Hauptinhalt

EU-Aussengrenze: Hunderte Bootsflüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

Die "Schmuggel-Saison" hat tragisch begonnen. Bei der Überfahrt erlitt ein mit 257 Menschen überladener Fischkutter Schiffbruch. Es ist eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer. 20 Menschen konnten bislang gerettet werden. Weitere Schiffe gelten als vermisst.

Die Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa endete mit dem Tod: Mehr als 200 afrikanische und arabische Flüchtlinge, die mit mehreren Holzbooten Italien erreichen wollten, sollen vor der libyschen Küste ertrunken sein. „Offenbar waren die Boote überladen und kenterten in der stürmischen See“, berichtete ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Genf.

Es ist eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer. Annähernd 20 Migranten konnten lebend gerettet werden. „Die libyschen Behörden haben den Untergang bestätigt”, teilte die IOM mit. Hunderte seien ertrunken, die genaue Zahl der Opfer sei aber unklar. Aus dem libyschen Nachbarland Ägypten wurde gemeldet, dass etwa 600 Menschen in zwei Fischerbooten saßen: In einem befanden sich demzufolge etwa 260 „Boatpeople“ in dem anderen rund 340. Libysche Medien berichteten von drei Bootswracks. Ein viertes Boot mit mehr als 350 Flüchtlingen sei von einem italienischen Frachter und der libyschen Küstenwache gerettet und an Land geschleppt worden. Man habe bisher mindestens 23 Leichen bergen können.

UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres zeigte sich betroffen von dem Vorfall und wies darauf hin, dass momentan die „Schmuggel-Saison“ am Mittelmeer beginne. „Wir werden niemals erfahren, wie viele Menschen genau mit diesen Booten unterwegs waren, weil nie alle Leichen gefunden werden", sagte eine IOM-Sprecherin. Laut Flüchtlingshilfswerk der UN sind im vergangenen Jahr insgesamt 525 Bootsflüchtlinge tot aus dem Meer geborgen worden. Hilfsorganisationen schätzen, dass jedes Jahr Tausende von Flüchtlingen ertrinken.

Den Angaben aus Libyen zufolge sollen sich unter den Flüchtlingen Ägypter, Tunesier, Schwarzafrikaner und auch Palästinenser befunden haben. Die Schiffe stachen von Sidi Belal nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis in See. Nur wenige der Migranten trugen Schwimmwesten. Und ihre Boote sind meistens nicht hochseetauglich. Unbestätigten und auch widersprüchlichen Berichten zufolge sollen in den letzten Tagen weitere Boote von Libyen aus Richtung Italien gestartet sein, deren Verbleib unklar ist. Am Sonntag und Montag waren zwei Flüchtlingsboote mit insgesamt rund 400 Immigranten im süditalienischen Sizilien gelandet. 2008 kamen 36 000 Flüchtlinge über Italien in die EU. Ein Großteil strandete auf der Insel Lampedusa, deren Flüchtlingslager überfüllt ist. In Libyen halten sich nach Schätzungen der IOM mehr als eine Million Migranten vor allem aus schwarzafrikanischen Ländern auf, die nach Italien übersetzen wollen. Insgesamt stellten 2008 rund 238 000 Flüchtlinge einen Asylantrag in der EU.

EU-Kommissar Jacques Barrot forderte mehr Unterstützung für Malta und Italien. Von Mitte Mai an sollen italienisch-libysche Küstenwachen im Mittelmeer patrouillieren. Die EU fordert schon lange von Libyen ein härteres Vorgehen gegen die Menschenmafia.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false