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EU-Vergleich: Studium ohne Abi in Deutschland besonders schwer

Für Fachkräfte ohne klassisches Abitur ist es in Deutschland besonders schwer, ein Hochschulstudium zur Weiterqualifizierung aufzunehmen. Das zeigt der neue, noch unveröffentlichte Europäische Studentenreport. Im Vergleich mit 22 anderen EU-Staaten belegt die Bundesrepublik einen der hinteren Plätze.

Ein Studium ohne Abitur? Hierzulande ein schwieriges Unterfangen. Während in Schweden 36 Prozent der Studierenden nicht über ein Abitur verfügen, sondern sich im Beruf für die Hochschulausbildung qualifiziert haben, sind es in Deutschland lediglich 5 Prozent. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich auf einer Ebene mit Lettland.

Besonders gut sind die Chancen für Berufstätige zum nachträglichen Hochschuleinstieg noch in Spanien und Schottland, wo auch jeder dritte bis vierte Studierende ohne Abitur den Weg zur Hochschule findet. In den Niederlanden und in Irland gehört immerhin noch jeder zehnte Studierende zur Gruppe der Nicht-Abiturienten. Noch ungünstiger als in Deutschland sieht es für diese Seiteneinsteiger in Frankreich und in Italien aus.

Laut Report, der vom Hochschul-Informations-System (HIS) mit Mitteln der EU und des Bundesbildungsministeriums erstellt worden ist, unterstützen Finnland, Schweden und Schottland ihre Studierenden finanziell besonders großzügig - mit Grundförderung und Stipendien. In Irland, Spanien und Frankreich liegt dagegen das monatliche Einkommen der ärmsten Studierenden deutlich unter dem dort ermittelten Existenzminimum. Berücksichtigt wurden dabei die Zuwendungen des Staates, Unterhaltszahlungen der Eltern wie auch eigener Hinzuverdienst durch Jobs.

Soziale Herkunft bestimmt oft den Erfolg

Erneut belegt der EU-Report auch die in Deutschland besonders ausgeprägte Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Demnach haben es Arbeiterkinder besonders schwer, den Weg ins Studium zu finden - selbst wenn sie über ein klassisches Abitur verfügen. Die Gruppe der Kinder von "Blaukittel"-Beschäftigten unter den Studierenden ist in Deutschland im EU-Vergleich gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung extrem unterrepräsentiert. Schlechter sieht es nur noch in Österreich aus. Besonders gut sind dagegen sind die Chancen für Arbeiterkinder in Finnland, Spanien und den Niederlanden.

Eltern finanzieren meist das Studium

Deutschland verfügt zwar mit dem Bafög über eine traditionell gute Studienförderung für bedürftige Studierende. Gleichwohl tragen in der Bundesrepublik - wie auch in vielen anderen untersuchten Staaten - die Eltern den Großteil der Studienfinanzierung.

Mit ihrer Qualifizierungsinitiative will die Bundesregierung zwar die Bundesländer motivieren, die Hochschulen mehr für beruflich Qualifizierte zu öffnen. Dennoch hat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) bisher auf ein bundeseinheitliches Hochschul- Zulassungsrecht verzichtet, obwohl dem Bund dies nach der Föderalismusreform ausdrücklich zusteht.

Frauenanteil wächst stark

Die Studie zeigt darüber hinaus: Überall in Europa drängen Frauen massiv ins Studium. In Schweden und Slowenien stellen sie schon zwei Drittel aller Studierenden. Aber auch in Deutschland kommen sie inzwischen auf fast 50 Prozent.

Auch in der Türkei beträgt der Frauenanteil an den Hochschulen inzwischen 47 Prozent. In Norwegen hat jeder fünfte Studierende bereits ein Kind, in Schweden jeder sechste. In Deutschland ist es nur jeder 20. (cp/dpa)

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