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Euro-Gipfel: Wie reagieren die Ratingagenturen auf die Ergebnisse?

Die großen Ratingagenturen hatten gewarnt und machen jetzt ernst: Die Gipfelbeschlüsse der europäischen Staats- und Regierungschefs reichen ihnen nicht aus.

Auf dem Gipfel seien keine „entscheidenden“ Maßnahmen beschlossen worden, teilte die Ratingagentur Moody’s mit. Deshalb wollen die Bonitätsprüfer im ersten Quartal nun die Ratings aller Staaten der Europäischen Union „überdenken“. Damit gerät das deutsche Top-Rating „AAA“ nun schon von zwei Seiten in Gefahr. Denn auch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das Schicksal des Ratings von Deutschland und 15 weiteren Euro-Staaten von dem Gipfel abhängig gemacht.

Moody’s hat zwar noch keine offizielle Ratingüberprüfung eingeleitet wie zuvor S&P, aber die Ratingagentur warnt, dass sie genau dies wohl tun wird. „Das war mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl“, sagte der Rentenanalyst der Commerzbank, David Schnautz. Man müsse damit rechnen, dass Moody’s schon sehr bald weitere Schritte einleite. Damit bleibe der Abwärtstrend für die Bonitätsnoten der Europäischen Währungsunion bestehen.

Auch ein S&P-Vertreter äußerte sich am Montag kritisch. Zwar sei der Gipfel ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Vertrauenskrise gewesen, sagte Europa-Chefvolkswirt von S&P, Jean-Michel Six, bei einer Konferenz in Tel Aviv. Doch sowohl auf der monetären als auch auf der fiskalischen Seite sieht er Handlungsbedarf. Es werde weitere Gipfel geben, sagte er. „Die Zeit läuft ab.“

Der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier, zeigte Verständnis für die Einschätzung der Agenturen. „Das Verhalten der Ratingagenturen ist schon rational. Die Probleme der Euro-Zone sind mit dem Gipfel noch nicht endgültig gelöst“, sagte Bielmeier. Man müsse genau darauf sehen, wie die einzelnen Länder ihren Sparkurs und die Beschlüsse des Gipfels umsetzten.

Dagegen sagte Nigel Cresswell, Leiter Investmentberatung bei der Unternehmensberatung Towers Watso: „Es ist noch zu früh zu bewerten, ob die Beschlüsse des EU-Gipfels Ende der Woche ausreichen – vor allem auf die Umsetzung kommt es an.“ Das Problem sei aber: Wenn das Vertrauen der Investoren ausbleibe, müssten sich Länder wie Italien im Zweifel zu acht Prozent Zinsen refinanzieren, was langfristig nicht zu schaffen sei, meint Cresswell.

Die Finanzmärkte reagierten auf die Ohrfeige von Moody’s prompt. Die Rendite von zehnjährigen italienischen Staatsanleihen stieg bis um 0,4 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent. Für Italien war es also deutlich teurer, sich Geld zu leihen. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy bereitet sein Volk derweil auf den Verlust der Top-Bonität vor. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs sei „eine weitere Schwierigkeit, aber nicht unüberwindbar“, sagte Sarkozy der Zeitung „Le Monde“. Wenn es so weit komme, „werden wir mit dieser Situation gelassen umgehen“. Was zähle, sei die Glaubwürdigkeit der Sparanstrengungen.

Yasmin Osman, Anke Rezmer, AFP

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