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Politik: „Europa muss im Kosovo weiter führen“ Ischinger fordert aktive Rolle bei Unabhängigkeit

Berlin - Der deutsche Kosovo-Vermittler Wolfgang Ischinger hat die EU aufgefordert, eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien zu spielen. „Der Zug in die Unabhängigkeit ist aus dem Bahnhof gefahren, und Europa sollte dabei im Führerstand stehen“, sagte Ischinger in Berlin.

Berlin - Der deutsche Kosovo-Vermittler Wolfgang Ischinger hat die EU aufgefordert, eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien zu spielen. „Der Zug in die Unabhängigkeit ist aus dem Bahnhof gefahren, und Europa sollte dabei im Führerstand stehen“, sagte Ischinger in Berlin. Das Kosovo sei der Testfall für die Führungskraft Europas, es wäre daher falsch, wenn die EU auf die kommenden Ereignisse lediglich reagiere. Den Beschluss der EU-Außenminister vom vergangenen Freitag, eine europäische Polizeimission in das Kosovo zu entsenden, hält der Diplomat für ein wichtiges Signal.

Von neuen Hindernissen sollten sich die Europäer nicht abschrecken lassen, sagte Ischinger bei der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“. Er erwartet insbesondere negative Auswirkungen des Engagements auf die Beziehungen Europas zu Russland. „Russland hat den Nato-Einsatz in seinem Einflussgebiet 1999 im Kosovo bis heute nicht verwunden“, erläuterte der deutsche Spitzendiplomat. Nun sieht sich Moskau erneut vom Westen vor vollendete Tatsachen gestellt, denn nach dem Scheitern der Vermittlungsbemühungen zwischen Serben und Kosovoalbanern wollen die meisten EU-Staaten und die USA den neuen Staat anerkennen. Moskau steht indes weiter fest an der Seite der Serben.

Mit neuer Gewalt ist im Kosovo nach Ansicht Ischingers nicht zu rechnen. Dies hätten beide Seiten ausgeschlossen. Und auch Spekulationen über weitere Gebietsabspaltungen in der Region hält er für unrealistisch. „Das Kosovo ist ein Einzelfall, den man nur mutwillig für andere Fälle heranziehen kann.“ Er glaube etwa „keine Sekunde, dass die bosnischen Serben ein kleines Rädchen in Serbien werden wollen“. Für das Kosovo selbst gelte allerdings, dass sich die „De- facto-Teilung“ zwischen dem Süden und dem von Serben bewohnten Norden im Alltag wohl zementieren werde. Ulrike Scheffer

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