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Endet immer alles gut? Merkel und Hollande nach der jüngsten Vereinbarung von Minsk.

© Reuters

Europa nach Minsk II: In die Hoffnung verliebt

Ob Oslo und der Nahost-Friede, Arabischer Frühling, Barack Obama oder Minsk II: Stets will das Publikum, dass alles gut wird. Doch ebenso regelmäßig setzt die Entzauberung ein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Im Vorwort zu seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ schreibt Ernst Bloch: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern.“ Nur lehrt die Erfahrung, dass Pessimisten meist gut informierte Realisten sind. Das gilt akut auch für Minsk II. Keiner weiß, was aus dem Abkommen wird. Hintertüren, Fallstricke, Empfindsamkeiten entfalten oft eine eigene Dynamik. Minsk I zeigte, dass Europa im Umgang mit Russland aus Schaden nicht unbedingt klüger wird. Wie überhaupt die Geschichte der Enttäuschungen der letzten Jahre zu einer gehörigen Portion Bescheidenheit gegenüber den Erwartungen verpflichtet. Oslo und der Friedensprozess in Nahost, Internet, Barack Obama, Weltwirtschaft, Arabischer Frühling, Papst Franziskus, Europa: Stets war das Publikum ins Gelingen verliebt, in Aussöhnung, Einigung, Aufbrüche, neue Personen, revolutionäre Techniken. Doch mit eben solcher Regelmäßigkeit setzte die Entzauberung ein. Angela Merkel erinnerte auf der Münchner Sicherheitskonferenz daran, dass über den Bau der Mauer 1961 auch kein Krieg geführt wurde und sie 28 Jahre lang auf ihre Freiheit habe warten müssen. Wird also immer alles irgendwann gut? Um das zu glauben, muss man in die Hoffnung verliebt sein.

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