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Politik: Euthanasie in den Niederlanden: Streit um Selbstmordpille

Nach der Verabschiedung des weltweit ersten Gesetzes über Sterbehilfe für Kranke wird in den Niederlanden nun über eine so genannte Selbstmordpille für lebensmüde alte Menschen diskutiert. Angestoßen wurde die Debatte am Wochenende durch Gesundheitsministerin Els Borst.

Nach der Verabschiedung des weltweit ersten Gesetzes über Sterbehilfe für Kranke wird in den Niederlanden nun über eine so genannte Selbstmordpille für lebensmüde alte Menschen diskutiert. Angestoßen wurde die Debatte am Wochenende durch Gesundheitsministerin Els Borst. Der Zeitung "NRC Handelsblad" erklärte sie, "nichts dagegen" zu haben, dass alten Menschen so das Recht auf selbstständige Beendigung ihres Lebens gewährt werde. Der Vorstoß der Ministerin stieß bei Vertretern von Regierungs- und Oppositionsparteien auf Kritik.

Nach Ansicht von Borst sollte die Selbstmordpille für Alte - unabhängig von dem am vorigen Dienstag verabschiedeten Gesetz zur aktiven Sterbehilfe durch Ärzte - ermöglicht werden. Voraussetzung für die Gewährung der Todespille müsse die Zustimmung durch eine unabhängige Kommission sein, meinte die Politikerin von der linksliberalen Partei D66. Die Kommission müsse jeden Fall vorab prüfen, meinte die Ministerin, die das Euthanasie-Gesetz im Parlament vertreten hatte. Schon 1991 hatte ein Mitglied des Hohen Rats, des höchsten juristischen Gremiums der Niederlande, für die Gewährung von Todespillen für lebensmüde alte Menschen plädiert.

Nach dem Euthanasie-Gesetz, das voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte in Kraft treten wird, kann die Sterbehilfe straffrei nur im Fall unerträglichen und ausweglosen Leidens durch Ärzte gewährt werden. In Deutschland stößt aktive Sterbehilfe weiter auf Ablehnung, vor allem bei den christlichen Kirchen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, schrieb in seiner Osterbotschaft, beide Kirchen könnten gemeinsam bekennen, "dass Gott Leben und Sterben in seiner Hand hält". Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nannte Sterbehilfe "nicht mit dem hippokratischen Eid vereinbar". Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sagte, eine Gesellschaft, die ein Euthanasiegesetz erlasse, sei "krank und psychisch degeneriert".

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