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Auf Einreiseformularen wird auf die Todesstrafe für Drogenhändler in Saudi Arabien hingewiesen.

© dpa

Exekutionen im ersten Halbjahr: Amnesty: In Saudi-Arabien bereits 102 Hinrichtungen

Saudi-Arabien vollstreckt nach Angaben von Amnesty International immer mehr Todesurteile - seit Januar seien es bereits 102 gewesen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat die stark ansteigende Zahl von Hinrichtungen in Saudi-Arabien scharf kritisiert. „Die Verurteilung von Hunderten Menschen zum Tode nach zutiefst fehlerhaften Verfahren ist absolut beschämend“, erklärte der für den Nahen Osten zuständige Direktor, Said Boumedouha, in einem am Dienstag von AI in London veröffentlichten Bericht. Alleine in der ersten Hälfte dieses Jahres seien in dem streng-islamischen Königreich nach Zählung der Organisation mindestens 102 Menschen hingerichtet worden - im gesamten Vorjahr waren es demnach 90. Weltweit gibt es dem Bericht zufolge nur in China und im Iran noch mehr Hinrichtungen als in Saudi-Arabien.

Der Einsatz der Todesstrafe sei unter allen Umständen schrecklich und besonders beklagenswert, wenn diese willkürlich nach offenkundig unfairen Prozessen angewandt werde, heißt es weiter. Fast jede zweite Exekution in den vergangenen Jahren sei wegen Verbrechen ausgeführt worden, die nichts mit der Tötung von Menschen zu tun gehabt hätten.

Besonders stark stieg die Zahl der Todesurteile wegen Drogendelikten. Ihr Anteil kletterte von vier Prozent 2010/2011 auf 32 Prozent 2013 und 47 Prozent im Jahr 2014. Im Königreich Saudi-Arabien können auch Ehebruch, bewaffneter Raub, Vergewaltigung und Hexerei mit dem Tod bestraft werden. AI kritisierte, dass Prozesse oft im Geheimen stattfänden und Angeklagten der Kontakt zu Anwälten untersagt werde.

Am häufigsten werden in Saudi-Arabien den Angaben zufolge Menschen durch Enthauptung hingerichtet. Vereinzelt kommt es auch zu Erschießungen. Insgesamt wurden in dem Land seit 1985 mehr als 2.000 Menschen hingerichtet. Knapp die Hälfte von ihnen (48,5 Prozent) waren Ausländer, die etwa ein Drittel der rund 30 Millionen Einwohner ausmachen.
Die Zahlen zu den Hinrichtungen in dem Land variieren je nach beobachtender Organisation. (dpa,epd)

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