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Politik: Exil-Präsident Rabbani wieder in Kabul

Trotz des andauernden Widerstands der Taliban in ihrer Hochburg Kandahar treibt die Nordallianz in Afghanistan die Bildung einer Regierung auf breiter Basis voran. Der international immer noch anerkannte frühere Präsident Burhanuddin Rabbani kehrte am Samstag nach fünf Jahren im Exil nach Kabul zurück und kündigte an, er wolle "sobald wie möglich" eine Regierung unter Einbeziehung aller Bevölkerungsgruppen bilden.

Von Hans Monath

Trotz des andauernden Widerstands der Taliban in ihrer Hochburg Kandahar treibt die Nordallianz in Afghanistan die Bildung einer Regierung auf breiter Basis voran. Der international immer noch anerkannte frühere Präsident Burhanuddin Rabbani kehrte am Samstag nach fünf Jahren im Exil nach Kabul zurück und kündigte an, er wolle "sobald wie möglich" eine Regierung unter Einbeziehung aller Bevölkerungsgruppen bilden. Rabbani sagte vor Journalisten in Kabul, die Nordallianz habe stets die Einberufung der so genannten Loja Dschirga, des Ältestenrats, befürwortet. Diese sollte die Führung des Landes wählen. Die Nordallianz kritisierte indes den Einsatz ausländischer Bodentruppen in Afghanistan als "überflüssig". Ein Sprecher forderte sogar deren Abzug.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Ein Taliban-Sprecher sagte dem arabischen TV-Sender El Dschasira, tausende Kämpfer seien entschlossen, Kandahar zu verteidigen. Andere Behauptungen seien "Propaganda" von Gegnern der Taliban. Der paschtunische Oppositionskommandeur Hamid Karsai versicherte hingegen, die Taliban hätten begonnen, aus Kandahar in Richtung Norden abzuziehen. Ein Augenzeuge sagte, eine kleine Anzahl von Taliban-Soldaten verlasse die Stadt. Von einem Rückzug sei aber nichts zu sehen.

Ungeachtet des Beginns des islamischen Fastenmonats Ramadan setzten die USA ihre Luftangriffe fort. Dabei soll aus Versehen auch eine Moschee getroffen worden sein. Am Samstag flog die US-Luftwaffe zudem erneut Angriffe auf Stellungen der Taliban rund um die nordafghanische Stadt Kundus, wo auch der Topterrorist Osama bin Laden vermutet wird. Die Nordallianz stellte den Taliban ein Ultimatum bis Sonntag, um sich zu ergeben. Bis auf die Umgebung von Kundus kontrolliert die Nordallianz den gesamten Norden des Landes.

Der "Verteidigungsminister" der Nordallianz, Mohammed Kassim Fahim, kritisierte die Präsenz von britischen Truppen am Flughafen Bagram nördlich von Kabul. Diese seien "ohne Einverständnis" mit der Nordallianz stationiert worden. Der Sieg über die Taliban mache die Anwesenheit ausländischer Truppen nunmehr überflüssig, betonte Fahim. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, es nehme die Kritik "sehr ernst" und prüfe, inwiefern Fahim für die gesamte Nordallianz spreche.

Am Sonntag sollten die ersten 58 von rund 200 französischen Soldaten in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif eintreffen. Nach Angaben von Verteidigungsminister Alain Richard sollten sie am Dienstag zur Instandsetzung des örtlichen Flughafens von weiteren französischen Truppen verstärkt werden. Paris will zudem acht Kampfflugzeuge vom Typ Mirage 2000 zur Unterstützung der US-Angriffe entsenden.

In Taliban-Verstecken in Kabul sind nach US-Medienberichten Anzeigen von Flugschulen in Florida, Flugsimulatorprogramme sowie Unterlagen über Bio-, Chemie- und Nuklearwaffen gefunden worden. Nach Angaben der "New York Times" wurden die Dokumente in einem Gebäude des Verteidigungsministeriums entdeckt. Eine der Anzeigen war von der Walkawitz-Flugschule in Titusville. Der Eigentümer der Schule sagte nach Angaben der Zeitung, im vergangenen Jahr seien mehrere Araber bei ihm gewesen. In den vergangenen Wochen sei er deshalb mehrfach von FBI-Beamten befragt worden. Die Attentäter vom 11. September hatten sich in US-Flugschulen ausbilden lassen, bevor sie die Passagierjets entführten und in das World Trade Center und das Pentagon steuerten.

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