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Experte: Auch nach Führungswechsel bleibt Nordkorea schwierig

Ein ausgewiesener Nordkoreaexperte in Russland, der frühere Diplomat Valentin Moissejew, erwartet nach einem Wechsel an der Staatsspitze kein politisches Tauwetter.

Moissejew, der schon zu Sowjetzeiten mehrere Jahre in Moskaus Botschaft in Pjöngjang arbeitete und später die Asienabteilung im russischen Außenministerium leitete, kommentierte beim russischen Dienst des US-Auslandssenders Radio Liberty die Ernennung von Kim Jong Un, dritter Sohn aus der dritten Ehe von Diktator Kim Jong Il, zu dessen Nachfolger.

Auch die Granden der zweiten Reihe seien an politischer Kontinuität interessiert, weil sie bei einem Wechsel des Regimes alles verlieren würden, sagte Moissejew. Garant für dessen Fortbestand aber sei allein ein Mitglied der Herrscherfamilie Kim. Andere Politiker hätten keine überzeugenden Mehrheiten organisieren können. Das würde schon daran scheitern, dass sie einander zutiefst misstrauen. Eben dieses – durch den allgegenwärtigen Spitzelapparat auch berechtigte – Misstrauen würde auch einen Umsturz, herbeigeführt etwa durch Verschwörungen junger Offiziere oder Geheimdienstler, so gut wie unmöglich machen.

Dazu kommt, dass es in Nordkorea nicht die in den Nachbarländern typischen Clanstrukturen – Großfamilien oder Sippenverbände, die um die Macht konkurrieren – gibt. Nordkoreas Eliten bestehen seit Beginn der kommunistischen Ära aus Partei- und Militäradel, Ränge werden selten vererbt und müssen von jeder Generation neu erworben werden. Ab- und Zugänge sind dabei unvermeidlich, Vertrauen kann sich bei einer derartigen Rotation kaum entwickeln. Für potenzielle Putschisten gebe es deshalb praktisch keinen Handlungsspielraum, meint der russische Experte.

Derweil treibt Nordkorea die Vorbereitungen für den möglichen Teststart einer Rakete voran, die theoretisch US-Gebiet erreichen kann. Es gebe Anzeichen dafür, dass eine Interkontinentalrakete bereits zum Zusammenbau in eine Montagehalle an einer neuen Abschussanlage an der Nordwestküste Nordkoreas geschafft worden sei, berichtete die südkoreanische Zeitung „Joong Ang Ilbo“. Vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen in der Region rief US-Vizeaußenminister James Steinberg bei einem Besuch in Seoul das Regime in Nordkorea auf, die Provokationen einzustellen. win/dpa

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