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Politik: Experte: Rente künftig erst mit 70

Berlin - Die Union traut sich nicht an das Thema Rentenalter, dafür legt die Wirtschaft noch einen drauf: Nicht mit 67, wie von vielen Verbänden gefordert, sondern erst mit 70 Jahren dürften die Deutschen künftig in Rente gehen, sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann. Und das möglichst rasch.

Berlin - Die Union traut sich nicht an das Thema Rentenalter, dafür legt die Wirtschaft noch einen drauf: Nicht mit 67, wie von vielen Verbänden gefordert, sondern erst mit 70 Jahren dürften die Deutschen künftig in Rente gehen, sagt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann. Und das möglichst rasch. „Eigentlich wäre das Eintrittsalter 70 schon in zehn Jahren notwendig, aber dazu ist die Politik zu langsam.“

Den Wirtschaftsweisen Bert Rürup macht der Vorschlag richtig sauer. Er sei „geeignet, die richtige Idee einer gleitenden Erhöhung des Regeleintrittsalters zu diskreditieren“, sagt er. Seiner Ansicht nach soll das Rentenalter ab 2010 pro Jahr um einen Monat steigen, bis es bei 67 Jahren liegt. Das Sozialministerium findet, dass zunächst einmal das tatsächliche Renteneintrittsalter dem gesetzlichen angenähert werden müsse. Und auch die Union will sich nicht unbeliebt machen. Andreas Storm (CDU) nennt den DIW-Vorstoß gegenüber dem Tagesspiegel „völlig absurd“. Offenbar gehe es weniger um längeres Arbeiten als darum, höhere Abschläge für früheren Renteneintritt verlangen zu können. „Wenn man das Rentenalter in einer Dimension anhebt, die von der Arbeitsmarktsituation her gar nicht erreichbar ist, bedeutet das Rentenkürzungen durch die Hintertür.“

Tatsächlich sind unter den 55- bis 65- Jährigen 59 Prozent erwerbslos – die meisten unfreiwillig. 2003 gingen 45 Prozent der Neurentner schon vor 65 in den Ruhestand – und nahmen im Schnitt dafür Abschläge von 14,3 Prozent und 174 Euro pro Monat in Kauf. „Eine Anhebung des Rentenalters hätte angesichts fehlender Alternativen in der Arbeitswelt noch höhere Abschläge zur Folge“, warnt der Präsident des Sozialverbands Volkssolidarität, Gunnar Winkler. Der DIW-Vorschlag sei nicht nur „unseriös und lebensfremd“, sondern vor allem unsozial. VdK-Präsident Walter Hirrlinger nennt ihn ungeheuerlich. Mit 70 in Rente zu gehen heiße „nichts anderes als fünf Jahre länger arbeitslos auf Hartz IV“, sagt er.

Tatsächlich müsse sich auf dem Arbeitsmarkt einiges ändern, räumt der DIW- Experte ein. Seine Vorschläge: niedrigere Tarifgehälter für Ältere und mehr Teilzeitarbeit. Letzteres könne dann auch mit einer vorgezogenen Teil-Rente kombiniert werden – sofern sich der Arbeitnehmer verpflichte, über das normale Rentenalter hinaus zu arbeiten.

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