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Politik: Experten: Immer mehr Krebskranke Zahl der Fälle steigt

bis 2020 um 67 000.

Berlin - Mit einer Viertelmillion Opfern pro Jahr sind Krebserkrankungen in Deutschland schon jetzt die zweithäufigste Todesursache. Und durch die Alterung der Bevölkerung nimmt die Zahl der Betroffenen weiter zu. Bis 2020 werde die jährliche Zahl der Neuerkrankungen allein aufgrund der Demografie um rund ein Siebtel steigen, prognostizieren Forscher der Universität Greifswald in einer Studie, die sie am Donnerstag in Berlin präsentierten. Das wäre ein Zuwachs um etwa 67 000 Fälle gegenüber 2008.

Die höchsten Zuwachsraten erwarten die Wissenschaftler bei Männern – und zwar für Prostata-, Darm- und Lungenkrebs. Jeder zweite bis dritte der heute Geborenen werde im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung entwickeln, prophezeite Studienautor Wolfgang Hoffmann. Allerdings sei es dank des medizinischen Fortschritts nicht so, dass daran auch alle sterben müssten. Die Zahl derer, die 2020 mit einer Krebserkrankung lebten, werde gegenüber 2008 in ähnlicher Größenordnung gestiegen sein – um 176 000.

Die Zahlen berücksichtigten neben der Alterung weder den Effekt moderner Krebstherapien noch andere Faktoren, betonte Hoffmann, sie könnten die tatsächlichen Verhältnisse „noch deutlich unterschätzen“. Allerdings sei klar vorauszusehen, dass die Zunahme von Krebserkrankungen vor allem die Älteren betreffe. Aus Forschersicht birgt dies enorme Herausforderungen. So müssten die Therapien schonender werden, zusätzliche Alterserkrankungen seien mitzuberücksichtigen. Und es sei „sicherzustellen, dass ältere Patienten nicht aufgrund ihres Alters bei therapeutischen Entscheidungen bewusst oder unbewusst benachteiligt werden“, so der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), Mathias Freund.

Eine Kostenexplosion bei den Krebstherapien indessen erwartet der DGHO- Vorsitzende trotz steigender Patientenzahlen nicht. Bei unveränderten Rahmenbedingungen sei bis 2020 mit Mehrkosten von 1,7 Milliarden Euro zu rechnen – ein Plus von elf Prozent, das den Steigerungen anderer Sektoren entspreche. Allerdings erhöhe sich der Bedarf an Krebsärzten je nach Bundesland um bis zu 25 Prozent. Die Behandlung werde sich nämlich stärker als bisher vom stationären in den ambulanten Bereich verlagern, heißt es in der Studie. Gleichwohl sei auch mit 13 Prozent mehr Kliniktagen für Krebskranke zu rechnen. Rainer Woratschka

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