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Politik: Experten warnen vor Verharmlosung von Acrylamid Von Kosmetika gehen aber

keine wesentlichen Gefahren aus

Berlin. Experten warnen davor, die Gefahren, die von dem krebserregenden Acrylamid in Lebensmitteln ausgehen, zu unterschätzen. Edgar Schömig, Direktor des Institutes für Pharmakologie der Uni Köln stufte Acrylamid bei einer Anhörung des Bundestags-Verbraucherausschusses als „wahrscheinlich Krebs erzeugend“ ein. Einem schwedischen Modell zufolge könnten jährlich bis zu 10 000 Krebsfälle in Deutschland durch das Gift verursacht sein. Das seien ein bis drei Prozent aller Krebserkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation hält es jedoch für schwierig, auf Grund der vorhandenen Daten eine seriöse Risikoeinschätzung abzugeben. Schömig betonte, der Forschungsbedarf sei immer noch enorm. Es sei wichtig herauszufinden, was passiert, wenn das Gift in den menschlichen Körper gelangt.

Besondere Schwierigkeiten bereiten den Forschern die erheblichen Schwankungen der Acrylamid-Werte. Acrylamid entsteht unter anderem, wenn stärkehaltige Nahrungsmittel wie Kartoffeln oder Getreide bei hohen Temperaturen geröstet, gebacken oder frittiert werden. Allerdings kann dieser Wert von Kartoffel zu Kartoffel verschieden sein. Dadurch ist eine genaue Angabe auf Verpackungen schwierig. Dennoch bewerten die Wissenschaftler Pommes frites, Bratkartoffeln oder auch Chips als besonders kritisch. Nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz wurden aber auch in Malzkaffee hohe Werte gemessen.

Die Gefahr durch Kosmetika bewertete Stephan Madle vom Bundesinstitut für Risikobewertung jedoch als „praktisch zu vernachlässigen“. Madle wies damit Presseberichte über eine Gefahr durch Shampoos und andere kosmetische Produkte zurück. Die Industrie habe zudem vor einigen Jahren damit begonnen, entsprechende EU-Forderungen nach einer deutlichen Senkung der Acrylamid-Belastungen umzusetzen, sagte Madle. Schömig ergänzte aber, dass es nicht klar sei, ob auf die Haut aufgetragenes Acrylamid auch wirklich in den Körper eindringen könne.

Einig waren sich die Experten darin, dass die Verbraucher noch mehr über die möglichen Gefahren aufgeklärt werden müssten. Schömig plädierte für eine „informierte Entscheidung“ des Verbrauchers. Das Krebsrisiko könne der Verbraucher durch bewusst Ernährung reduzieren. Entscheidend sei die über das gesamte Leben aufgenommene Acrylamid-Menge, sagte Schömig. Ausreichende Hinweise für Verbraucher seien gerade deshalb nötig.

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