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Politik: Expo 2000: Bund und Niedersachsen bewahren Weltausstellung vor dem Konkurs

Die Weltausstellung in Hannover wird für den Steuerzahler sechsmal teurer als ursprünglich geplant. Wegen der hinter den Erwartungen zurückbleibenden Besucherzahlen bewilligten der Bund und das Land Niedersachsen am Freitag weitere 860 Millionen Mark, um die Expo vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren.

Die Weltausstellung in Hannover wird für den Steuerzahler sechsmal teurer als ursprünglich geplant. Wegen der hinter den Erwartungen zurückbleibenden Besucherzahlen bewilligten der Bund und das Land Niedersachsen am Freitag weitere 860 Millionen Mark, um die Expo vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Nach einer neuen Kalkulation rechnet die Expo nun mit einem Verlust von 2,4 Milliarden Mark. Der Sprecher des niedersächsischen Finanzministeriums sagte, die Expo habe kurz vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden. Deshalb habe man schnell handeln müssen.

Um die Lücke zwischen einer von Bund und Land getragenen Bürgschaft und dem höheren Verlust zu decken, musste das zusätzliche Geld aufgebracht werden. Ursprünglich war die Expo von einem Defizit von 400 Millionen ausgegangen. Am Mittwoch noch hatte Expo-Generalkommissarin Birgit Breuel eine positive Halbzeitbilanz gezogen. Nun bestätigte sie die neuen Verlustzahlen. Die Zahlungsfähigkeit der Expo GmbH sei jedoch zu jedem Zeitpunkt gegeben gewesen. Mit den 1,54 Milliarden Mark, die Bund und Land Niedersachsen bislang der Expo zur Verfügung gestellt hätten, habe man allerdings "nur bis September auskommen können, aber nicht über die ganze Zeit der Expo hinweg".

Angesichts des Finanzdesasters korrigierte die Expo auch ihre Planung. Der neue Finanzrahmen orientiert sich nach Worten von Breuel nun an 14 Millionen Besuchern. In ihrer Planung waren die Veranstalter zu Anfang für die fünf Expo-Monate bis Ende Oktober von 40 Millionen Gästen ausgegangen. Allerdings wurde dieses Ziel schon nach wenigen Wochen aufgegeben, als klar wurde, dass die täglichen Besucherzahlen weit geringer waren als erwartet.

Breuel begründete die schlechte Finanzlage auf einer Pressekonferenz am Freitag mit dem Wegfall der Tageskassenzuschläge und der Einführung von Sonderangeboten, mit denen die Expo das Interesse an der ersten Weltausstellung in Deutschland angekurbelt hat. Von dem erwarteten Erlös einer Eintrittskarte von 45 Mark habe die Expo-Gesellschaft so nur rund 30 Mark eingenommen. Die Expo-Chefin zeigte sich erleichtert über die neue Kalkulation: "Mit 2,4 Milliarden Mark Defizit haben wir endlich finanzielle Klarheit", sagte sie. Die schnelle Entscheidung von Bund und Land, dass Eigenkapital aufzustocken zeige, dass diese zur Weltausstellung stünden. Dadurch sei jetzt Klarheit geschaffen, und man könne in Ruhe weiterarbeiten. An den Veranstaltungen der Expo sollten keine Abstriche gemacht werden. Sie selbst habe angesichts der Finanzsituation nie an einen Rücktritt gedacht.

Der niedersächsische Finanzminister Heiner Aller bezeichnete die Entscheidung, mehr Geld zur Verfügung zu stellen, als "ein Bekenntnis zur Expo". Das Bundesfinanzministerium begründete die weitere Übernahme von finanzieller Verantwortung mit der "Vermittlung eines positiven Deutschlandbildes" durch die Expo.

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