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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg mischt sich indirekt in den US-Wahlkampf ein.

© REUTERS

Facebook-Gründer entdeckt die Politik: Zuckerberg gibt den Anti-Trump

Mark Zuckerberg will die Welt verändern - auch politisch. Der 31-jährige Facebook-Gründer gibt sich staatsmännisch und mischt sich indirekt auch in den US-Wahlkampf ein. Er kann sich dabei auf die Meinungsmacht seines gigantischen Netzwerks stützen.

Es war die politischste Rede, die Mark Zuckerberg jemals gehalten hat. Der 31-jährige Mitgründer und Chef von Facebook warnte zum Auftakt der Entwicklerkonferenz F8 in San Francisco vor „ängstlichen Stimmen“, die dazu aufriefen, Mauern zu bauen und Menschen auszugrenzen, die als „die anderen“ abgestempelt würden.

In anziehenden Rennen um die US-Präsidentschaft wurde das in Amerika sofort als Attacke auf den umstrittenen republikanischen Anwärter Donald Trump aufgefasst. Zuckerberg sprach aber auch allgemein von „Ländern und Menschen“, die sich immer stärker gegen globale Gemeinschaften wenden, Einwanderung oder freien Handel verhindern oder sogar das Internet abschalten wollten. Aber Facebook und Milliarden von Menschen, die es miteinander verbinden will, könnten sich dem entgegenstellen. „Es gehört Mut dazu, die Hoffnung der Angst vorzuziehen“, sagte Zuckerberg. Nur die Optimisten veränderten die Welt.

Auch andere Unternehmer-Legenden zeigen sich politisch

Die Titanen der Technologie zeigen politische Ambitionen. Zuckerberg, Microsoft-Gründer Bill Gates, Tim Cook von Apple, Jeff Bezos von Amazon oder Elon Musk von Tesla und SpaceX haben die Welt, in der wir leben, nachhaltig geprägt und verändert. Jüngstes Beispiel: Apple und Microsoft wagen mit Rückendeckung der Branche eine Kraftprobe mit der US-Regierung um Datenschutz und Verschlüsselung. Doch Zuckerberg verbindet die gesellschaftlichen Ambitionen mit einem Zehnjahres-Plan für seinen Konzern.

Er ist von Facebooks Zentrale im beschaulichen kalifornischen Menlo Park aus auf einem technologischen Kreuzzug, und er hat die digitale Macht, ihn erfolgreich zu Ende zu bringen. Seine Basis sind rund 1,6 Milliarden Menschen, die sich auf ihre blaue Profilseite einwählen sowie hunderte Millionen Nutzer, die bei WhatsApp oder dem Facebook Messenger chatten und auf Instagram ihre Fotos zeigen.

Auch Zuckerbergs Einfluss wird misstrauisch beäugt

Zuckerberg mit seinem Masterplan will die Menschen digitale verbinden, ihre Persönlichkeiten mit Hilfe künstlicher Intelligenz erkennen und sie in virtuellen Welten zusammenführen. In San Francisco gab es die solargetriebenen „Aqila“-Drohnen mit der Flügel-Spannweite eines Flugzeugs zu sehen. Sie sollen Internet in die entlegenen Winkel der Welt bringen. Eine bei Facebook entwickelte 360-Grad-Kamera schießt die Bilder für die Brillen mit virtueller Realität der Konzerntochter Oculus. In hektargroßen Rechenzentren laufen Serverfarmen mit unglaublicher Rechenleistung, die ein gigantisches Netzwerk für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen antreiben.

In zehn Jahren könnten wir in einer virtuellen Kommunikationswelt mit sozialer Intelligenz leben - kontrolliert von einem Konzern in der Hand eines Mannes. Das ängstigt viele Menschen, aber vielleicht weniger als ein Donald Trump als US-Präsident.

60 Milliarden Botschaften bei WhatsApp täglich

Zuckerberg ist willens, die ganze Macht seines Unternehmens einzusetzen, um in zehn Jahren die Änderungen herbeizuführen, der er für richtig hält. „Unsere Arbeit ist heute so wichtig wie noch nie“, sagt er. Möglich wird dies auch durch die einzigartige und bislang nicht kopierbare Stellung des Konzerns als globale Kommunikationsmaschine.

Auf Messenger und WhatsApp zusammen werden heute 60 Milliarden Botschaften pro Tag versendet. Das ist konzentriert auf nur ein Unternehmen drei Mal mehr als alle Telekom-Unternehmen zusammengenommen in der Spitze pro Tag an SMS aufweisen konnten. Algorithmen sortieren heute schon aus, welche Mitteilungen wir überhaupt zu Gesicht bekommen.

Bald sollen auch Gesichter ausgelesen werden

Facebooks Maschinen wissen, worüber die Welt redet. Bei Oculus, Hersteller der Datenbrille Rift, wird an der „sozialen Präsenz“ geforscht. In den kommenden zehn Jahren sollen die künstliche Intelligenz lernen, die stillen Signale zu interpretieren, die unsere Körper- und Gesichtsbewegungen verraten.

Facebook hat schon längst eine globale Reichweite. 70 Prozent der Entwickler von Apps für die Facebook-Plattform leben außerhalb der USA. Jetzt sollen diese Weltunternehmer zusehen, wie sich mit Trump ein Immobilienmagnat aus New York aufschwingt, mit Wutreden und nationalen Parolen eine Entwicklung zu unterdrücken, die ihrer Meinung nach der Welt nützt, und natürlich ihrem Geschäft?

Für Zuckerberg ist die Welt nicht genug

Donald Trump nutzt Facebook - aber Zuckerberg besitzt es und weiß vielleicht schon mehr über Trump als der selbst. Wie groß ist der Reiz, mit diesem Wissen nicht nur Werbung zu verkaufen, sondern die die Welt zu beeinflussen? Dem Blog „Gizmodo“ zufolge machten sich einige Facebook-Mitarbeiter in einer internen Umfrage schon Gedanken, ob sie aktiv einer Präsidentschaft von Trump entgegenwirken sollten.

Und wer gedacht hat, mit der digitalen Verknüpfung der restlichen vier Milliarden Menschen mit dem Internet - sprich Facebook, Instagram, Messenger & Co - sei die Sache für Zuckerberg getan, der irrt. Vor wenigen Tagen verkündete er seine Unterstützung für das gerade vorgestellte interstellare Projekt von Astrophysiker Stephen Hawking und dem russischen Milliardär Juri Milner, den Weltraum jenseits unseres Sonnensystems nach bewohnbaren und damit Facebook-fähigen Planeten zu durchsuchen. Wo immer Du im All hinfahren wirst - Facebook wird schon da sein. (dpa)

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