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Politik: Fahnenappell

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN In einer unübersichtlichen Welt tut Beharrung gut, und deshalb beharren wir heute zweifach. Erstens auf geläutertem Patriotismus, und zweitens auf dem Thema von gestern.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

In einer unübersichtlichen Welt tut Beharrung gut, und deshalb beharren wir heute zweifach. Erstens auf geläutertem Patriotismus, und zweitens auf dem Thema von gestern. Da ging es hier um schwarz-rot-goldene Staubwedel. Bei den Farben bleiben wir, nur die Frage der Verunglimpfung, die ein Putzutensil in den Nationalfarben aufwerfen musste, stellt sich heute nicht mehr.

In den USA ist es längst möglich, jene Fahne zu erwerben, die über dem Kapitol in Washington weht. In Deutschland geht das eigentlich nicht. Eigentlich. Am Montag fand im Reichstag der Empfang für Wolfgang Gerhardt statt, den FDP-Fraktionschef, der an Silvester 60 geworden war. Am Dienstag bekam Gerhardt von seinen Mitarbeitern jene Flagge, die an seinem Geburtstag über dem Reichstag wehte, als Geschenk. Genau genommen ist es nicht jene, die über dem Parlamentssitz wehte, die ist nämlich riesengroß, sondern eine geringfügig kleinere, die vor dem Reichstag wehte. Doch die Symbolik stimmt trotzdem. Mit geläutertem Patriotismus hat dies bei einem Politiker viel zu tun, dessen Vater erst Wachdienst vor dem Reichstag schob und dann im Krieg fiel.

Jetzt ist die Silvester-Flagge ordentlich zusammengefaltet (aber so, dass die Farbabfolge noch stimmt) und gerahmt worden. Über die Bürokratie-Hürden, die diesem Geschenk entgegenstanden, können wir nur spekulieren. Washington zeigt, dass man das institutionalisieren kann. Vorschlag: Nach dem Ende der gesetzlichen Nutzungsdauer einer Fahne wird sie abgenommen und meistbietend versteigert unter jenen Interessenten, die für sich haben wollen, was zu einem gewissen Datum im Himmel über Berlin flatterte.

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