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"Fall Litwinenko": Britische Polizei nimmt Ermittlungen in Moskau auf

Britische Ermittler haben in Moskau mit der Untersuchung des mysteriösen Gifttods des Ex-Agenten Alexander Litwinenko begonnen. Die Affäre wird auch Thema beim Besuch des italienischen Außenministers bei Präsident Putin sein.

Athen/Moskau - Die Beamten der Anti-Terror-Abteilung von Scotland Yard trafen dabei mit Vertretern der Moskauer Staatsanwaltschaft zusammen. Diese bekräftigte in einer Erklärung ihr Interesse an einer objektiven Untersuchung des Falls. Der russische Verteidigungsminister Sergej Iwanow spielte unterdessen die Bedeutung des erklärten Kreml-Kritikers Litwinenko in der Hierarchie des Geheimdienstes FSB herunter. Dieser habe eine untergeordnete Position inne gehabt, sagte Iwanow bei einem Besuch in Athen.

Nach dem Treffen mit den britischen Polizisten erklärte die russische Staatsanwaltschaft, beide Seiten hätten ihre Bereitschaft zu einer "professionellen und konstruktiven Zusammenarbeit" bekundet. Den Beamten aus London würden hoch qualifizierte Offiziere zur Seite gestellt. Der Sprecher der britischen Botschaft in Moskau sagte, die Polizisten würden so lange bleiben, bis der auf die russische Hauptstadt bezogene Teil der Untersuchung abgeschlossen sei. Er machte keine Angaben darüber, wen die Ermittler treffen würden. Die Affäre droht die russisch-britischen Beziehungen zu belasten.

Mehrere Treffen mit Geschäftspartnern Litwinenkos geplant

Nach britischen und russischen Medienberichten wollen die Beamten mit dem Geschäftsmann Andrej Lugowoj und seinen Geschäftspartnern Dmitri Kowtun und Wiatscheslaw Sokolenko sprechen. Die drei hatten Litwinenko am Tag seiner Vergiftung in einem Londoner Hotel getroffen. Lugowoj befand sich nach einem Bericht der Zeitung "Kommersant" jedoch zur Untersuchung im Krankenhaus. Ein Sprecher Lugowojs wollte sich zu dessen Aufenthaltsort nicht äußern. In Lugowojs Privatflugzeug und seinem Londoner Hotelzimmer waren Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210 gefunden worden, mit der Litwinenko vergiftet worden war.

Unwahrscheinlich war zunächst auch ein Treffen der Ermittler mit dem ehemaligen Geheimagenten Michail Trepaschkin, der im Ural eine vierjährige Haftstrafe wegen Geheimnisverrats verbüßt. Der schwer kranke Trepaschkin hatte Litwinenko nach eigenen Angaben vor einem geplanten Mordanschlag der Geheimdienste gewarnt. Einen Besuch der britischen Ermittler bei dem schwer kranken Gefangenen verweigerte die Gefängnisleitung mit der Begründung, dass dies angesichts des Vergehens Trepaschkins "kein Staat" erlauben würde.

Iwanow: Litwinenko nicht in führender Position

Iwanow wies im Gespräch mit der griechischen Zeitung "Eleftherothypia" Vermutungen zurück, denen zufolge Litwinenko beim Geheimdienst ein ranghoher Agent mit Zugang zu wichtigen Informationen gewesen sei. Litwinenko sei in einer für das organisierte Verbrechen zuständigen Abteilung tätig gewesen, sagte Iwanow. Diese habe ihre Mitarbeiter "von überall her" rekrutiert.

Die Affäre Litwinenko sollte am Abend auch Thema eines Treffens von Ministerpräsident Wladimir Putin mit dem italienischen Außenminister Massimo D'Alema sein. Im Körper des italienischen Litwinenko-Vertrauten Mario Scaramella wurde ebenfalls Polonium 210 gefunden. Scaramella ist aber bislang nicht in Lebensgefahr.

Litwinenko war am 23. November in London nach wochenlanger Krankheit an einer radioaktiven Verseuchung mit Polonium 210 gestorben. Sein Vater macht Putin für den Tod verantwortlich. Der Leichnam des Ex-Agenten soll nach Angaben seines Vaters noch in dieser Woche beigesetzt werden. (tso/AFP)

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