zum Hauptinhalt

Fall Mannichl: München, übernehmen Sie

Die Passauer Polizei fahndet im Fall Mannichl bisher ohne Erfolg. Nun soll das Landeskriminalamt helfen.

Berlin - Ermitteln sie nun, oder ermitteln sie nicht? Zwei Tage lang diskutierten das bayerische Innenministerium, Staatsanwälte und das Landeskriminalamt Bayern darüber, wer die Untersuchungen im Fall Alois Mannichl künftig leiten soll. Am 13. Dezember war der 52-jährige Passauer Polizeidirektor vor seiner Haustür von einem offenbar rechtsradikalen Täter niedergestochen worden.

Erst am Dienstagnachmittag war klar: Das bayerischen Landeskriminalamt übernimmt die Leitung der lokalen Passauer Sonderkommission. Sollte Mannichl seine Arbeit bald wieder aufnehmen, so sei es aus „strafprozessualen Gründen geboten, die Sonderkommission unter anderer Federführung fortzuführen“, hieß es. So soll vermieden werden, dass die Fahnder in persönliche Konflikte geraten. Die Staatsanwaltschaft Passau behalte die Sachleitung bei den Ermittlungen, hieß es in der Mitteilung des Innenministeriums. Auch bisherige Mitarbeiter der Passauer Soko blieben eingebunden.

Mannichls Attentäter flüchtete nach dem Angriff – und ist noch immer unauffindbar. Die Ermittlungen der 50-köpfigen Passauer Sonderkommission, benannt nach Mannichls Wohnort, Fürstenzell, blieben trotz 250 Hinweisen aus der Bevölkerung bislang ohne Erfolg. Der Fall scheint komplizierter als gedacht. Dies könnte ein weiterer Grund dafür sein, nun auch Ermittler in der bayerischen Landeshauptstadt einzubinden. Hinter dem Anschlag auf Mannichl, der bereits seit 35 Jahren bei der bayerischen Polizei arbeitet, wird der Racheakt eines Neonazis vermutet. Der Polizeidirektor hat den Ruf, besonders entschlossen gegen Rechtsextreme vorzugehen. Mannichl sagte, der Täter sei etwa 1,90 Meter groß, glatzköpfig und tätowiert gewesen. Er habe gesagt: „Du trampelst nimmer auf den Gräbern unserer Kameraden herum.“ Nach Einschätzungen der Ermittler könnte der Täter sich mit seiner Aussage auf einen Vorfall vom Sommer 2008 beziehen. Damals war bei der Beerdigung des 79-jährigen Rechtsextremen Friedhelm Busse eine Hakenkreuzfahne mit ins Grab geworfen worden. Die Polizei ließ das Grab daraufhin noch einmal öffnen, beschlagnahmte die Fahne und eröffnete ein Verfahren.

Dass die Ermittlungen fortan aus der Landeshauptstadt München geleitet werden, sieht der Landesverband Bayern der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisch. Ob die Kollegen in München besser seien als die in Passau müsse sich zeigen, sagte Verbandssprecher Hermann Vogelgsang. Ein Vorteil der Münchner Kollegen sei allerdings ihre größere Objektivität – keiner von ihnen dürfte Mannichl persönlich kennen.

Nach einer Notoperation sei der Polizeidirektor „wieder auf den Beinen aber noch angeschlagen“, sagte Vogelgsang. Mannichl sei ein im positiven Sinne „resistenter Mensch“, dennoch könne man die psychologischen Spätfolgen der Attacke nur schwer einschätzen. „Ich bezweifle, dass er in nächster Zeit wieder arbeiten wird“, meinte Vogelgsang. Stefan Hartl, Sprecher der Passauer Polizei, sagte, es sei derzeit nicht bekannt, wann Mannichl seine Arbeit wieder aufnehmen wolle.

Nun liegt es am neuen Ermittlerteam, die Spuren des Attentäters zu verfolgen. Noch immer sorgt etwa für Verwirrung, dass das Messer, welches der Täter in Mannichls Bauch stieß, aus dessen eigener Küche stammt. Selbst wenn es noch keine konkreten Pläne zum weiteren Vorgehen im Fall Alois Mannichl gibt – es bleiben genug offene Fragen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false