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Seite an Seite. Außenminister Guido Westerwelle (links) und Kfor-Kommandant Erhard Bühler vergangene Woche in Pristina. Foto: dpa

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Politik: Falscher Partner

Serbiens Medien greifen den deutschen Kfor-Kommandanten an – wegen seiner albanischen Freundin

Es sollte seine Privatsache sein, doch in Serbien gerät der deutsche General Erhard Bühler, Kommandeur der Kfor- Schutztruppe im Kosovo, wegen seiner aus Pristina stammenden Lebensgefährtin immer stärker in die Kritik der serbischen Medien. Er vertrete die Sache der Albaner, lauten die Vorwürfe, wo er doch angesichts der Spannungen zwischen den Kosovo-Serben und der albanisch dominierten Regierung in Pristina eine Schlüsselrolle dabei spielen soll, die Konflikte zu befrieden. „Alle verleumderischen Anschuldigungen“ weise man „scharf zurück“, heißt es dagegen aus Bühlers Büro. „Alle internationalen Organisationen und Regierungen, einschließlich der Vertreter der serbischen Regierung, haben die Unparteilichkeit von General Bühler anerkannt.“

Die Belgrader Tageszeitung „Press“ hatte mit einer fiktiven Bildergeschichte die schärfste Attacke geritten: Auf dem Bild hält der Soldat bei den Verwandten seiner kosovo-albanischen Freundin um deren Hand an. Als Brautpreis bietet er den von Serben besiedelten Norden Kosovos und Organe wie „Nieren und Lebern“ von Serben an. Der Handel gilt, und der kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaci bezeichnet Bühler als ebenso harten Verhandlungspartner wie den serbischen Unterhändler Borko Stefanovic. Schließlich fährt das Brautpaar in einem Kfor-Konvoi auf Hochzeitsreise, Thaci winkt, während Stefanovic den vorbeifahrenden General an Zusagen bei den Verhandlungen im Nord-Kosovo erinnert.

Die Karikatur berührt zwei neuralgische Punkte in der serbischen Seele. Da ist zunächst der Vorwurf an die kosovo-albanische Befreiungsbewegung UCK, unmittelbar nach Kriegsende gefangene Serben in Lagern in Nordalbanien als Organspender missbraucht und getötet zu haben. Verstärkt hat ihn der Bericht des Schweizer Abgeordneten zum Europarat, Dick Marty, doch endgültig aufgeklärt ist er nicht. Das festigt in Serbien die Überzeugung, die internationale Gemeinschaft sowie Kfor, die EU-Justiz-Mission Eulex sowie die UN seien antiserbisch.

Der zweite Punkt betrifft Persönliches. So schreibt „Press“, dass Bühlers Gefährtin eine nahe Verwandte der Frau von Ministerpräsident Thaci sein soll – und in ihm sehen die Serben einen Hauptverantwortlichen für den Organhandel. Thaci hat diese Vorwürfe immer bestritten, doch in Serbien hilft das nichts. Belegt sind die familiären Bande nicht, aber auch das spielt keine Rolle.

Nach Angaben des Kfor-Sprechers in Pristina hat Bühler seine Freundin 2004 in Prizren kennengelernt. Von Mai bis November 2004 war er Kommandeur des deutschen Kontingents, während die Frau als Dolmetscherin arbeitete. Wann Bühlers Beziehung begann, ist nicht bekannt, seine erste Ehe soll geschieden sein. In den serbischen Medien wird die Albanerin als „junge Frau“ bezeichnet, nach Angaben der Kfor ist sie 47 Jahre alt und lebt in Deutschland.

Der 55-jährige Bühler ist auch nicht der erste Deutsche, der mit einer Kosovo-Albanerin liiert ist. So heiratete der ehemalige Chef der UN-Verwaltung in den Jahren 2002 und 2003, Michael Steiner, eine Kosovarin, von der er aber wieder geschieden ist. Für die Serben verlor er damals jede Glaubwürdigkeit, wobei im umgekehrten Fall natürlich auch die Albaner höchst misstrauisch wären, sollte ein Internationaler für eine Mission im Kosovo infrage kommen, der mit einer Serbin verheiratet ist. In multinationalen Gesellschaften mit hohem Konfliktpotenzial können derartige Beziehungen immer wieder unerwünschte Folgen haben und Misstrauen schüren.

Bühlers private Verbindung war jedenfalls kein Geheimnis, als er vor mehr als elf Monaten sein Amt antrat. Damals war das auch kein Thema in Serbien, doch nun ließ sich diese Beziehung politisch gut gegen die Kfor nutzen, die die beiden umstrittenen Grenzübergänge im Norden des Kosovo bis September kontrolliert. Während Bühlers Mandat Anfang September endet, sollen sich Belgrad und Pristina bis Mitte September über Grenzkontrollen und Zollstempel geeinigt haben. Dahinter steht der Kampf um die Kontrolle dieses Territoriums, in dem derzeit immer noch die organisierte Kriminalität des Sagen hat.

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