zum Hauptinhalt
Rivalitäten. Melania Trump ist einflussreicher als manche denken.

© Alex Brandon/dpa

Familienintrigen im Weißen Haus: Melania Trump, die Unterschätzte

Präsidentengattin Melania Trump hält sich oft im Hintergrund. Jetzt setzt sie ein Zeichen mit der Forderung nach schärferen Waffengesetzen - und demonstriert so ihren Einfluss.

In Donald Trumps Familie und im Weißen Haus herrscht offener Aufruhr. Die First Lady setzt sich mit subtilen Botschaften von ihrem Mann ab und unterstützt den Stabschef, der wiederum gegen den Präsidenten-Schwiegersohn kämpft. Trumps Frau Melania bleibt häufig im Hintergrund, doch nun bringt ein Streit über die Sicherheitseinstufung des Präsidenten-Schwiegersohns Jared Kushner heftige Spannungen an die Öffentlichkeit, die seit Monaten im Verborgenen schwelen. Bei den fernsehreifen Intrigen wird deutlich, dass Melania Trump mehr Einfluss besitzt, als ihr manchmal zugetraut wird.

Die Präsidentengattin meidet häufig die Öffentlichkeit. Erst mehrere Monate nach dem Amtsantritt ihres Mannes zog sie mit ihrem elfjährigen Sohn Barron von New York nach Washington, wo sie sich dem Kampf gegen das Cyber-Bullying widmen möchte. Angesichts der oft verletzenden und herabwürdigenden Twitter-Mitteilungen ihres Mannes ist das eine schwierige Aufgabe.

Frau Trump soll vergeblich versucht haben, den Präsidenten von seiner Twitter-Wut abzubringen. Die Medien horchten auf, als die First Lady kürzlich sagte, Erwachsene sollten mit einer verantwortungsvollen Nutzung sozialer Medien ein gutes Beispiel für Kinder und Jugendliche abgeben.

Kein Applaus von der Gattin

Auch gemeinsame Auftritte von Melania und ihrem Mann geben häufig Anlass zu Spekulationen. Bei einem Besuch in Israel scheuchte sie mit einer genervt wirkenden Geste den Präsidenten weg, der ihre Hand nehmen wollte. Als vor Trumps erster Rede zur Lage der Nation im Januar Berichte über eine Affäre von Donald Trump mit einem Pornostar auftauchten, fuhr die First Lady in einem eigenen Wagen zu der Ansprache und beteiligte sich demonstrativ nicht am stehenden Applaus, als Trump die Bedeutung der Familie in der Gesellschaft lobte.

Vor einigen Tagen setzte Melania Trump erneut ein Zeichen, indem sie sich bewundernd über die Schülerbewegung äußerte, die nach dem Massaker von Florida strengere Waffengesetze fordert. Der Präsident dagegen will von Waffenverboten nichts wissen und lobt die Waffenfans von der NRA. Trump schimpft regelmäßig über seinen Vorgänger Barack Obama; Melania Trump folgt auf ihrem offiziellen Twitter-Konto nur ihrem Mann, Vizepräsident Mike Pence und dessen Gattin – und Barack Obama.

Manche Beobachter wollen schon vor längerer Zeit Hinweise auf eine ernsthafte Ehekrise im Weißen Haus erkannt haben, andere sehen eine First Lady, die selbstbewusst ihre eigenen Positionen vertritt. So gilt Melania Trump als wichtige Unterstützerin von Stabschef John Kelly, einem ehemaligen General, der das Chaos der Trump-Administration bändigen soll. Kelly wehrt sich gegen den Einfluss von Familienmitgliedern auf den Präsidenten. Dabei geht es um Trumps Kinder aus früheren Ehen – Melanias Stiefkinder.

Stabschef verweigert Kushner Einsicht in Dokumente

So soll Trumps Schwiegersohn Kushner, der Mann von Präsidententochter Ivanka, einen neuen Friedensplan für den Nahen Osten ausarbeiten. Viel Sachkenntnis oder Erfahrung bringt er nicht mit, zudem hält ihn die Bundespolizei FBI wegen seiner Geschäftsverbindungen im Nahen Osten und anderswo für erpressbar. Kelly verweigert dem Präsidenten-Schwiegersohn deshalb seit Neuestem die Einsicht in streng geheime Dokumente. Damit hat Kelly den 37-jährigen Kushner gewissermaßen degradiert, was wiederum bei Trumps Sohn Donald jr. überhaupt nicht gut ankommt, wie das Nachrichtenportal „Axios“ am Mittwoch unter Berufung auf Gewährsleute im Weißen Haus meldete.

Im Präsidialamt zeichnet sich demnach immer deutlicher ein Ringen zwischen Kushner und Ivanka Trump auf der einen Seite und Kelly auf der anderen Seite ab. Nur eine der beiden Parteien – das „Javanka“ genannte Ehepaar Kushner-Trump oder Kelly – werde nach diesem Machtkampf im Weißen Haus bleiben können, sagte ein Insider laut „Axios“.

Mehrmals drangen in den vergangenen Monaten Berichte über Differenzen zwischen Präsident Trump und Kelly an die Öffentlichkeit. Trump soll sich sogar schon nach einem möglichen Nachfolger umgehört haben. Doch in der First Lady hat Kelly eine mächtige Verbündete. Melania Trump sieht in dem Ex-General laut Medienberichten einen Profi, der im Weißen Haus dringend gebraucht wird. Kelly wiederum bemüht sich um ein gutes Verhältnis zur Präsidentengattin, um sich deren Rückendeckung zu sichern.

Doch auch Melania ist nicht unumstritten. Die Firma einer langjährigen Freundin der First Lady, Stephanie Winston Wolkoff, soll für die Organisation von Feiern zu Trumps Amtseinführung im vergangenen Jahr 26 Millionen Dollar erhalten haben. Nachdem die Summe bekannt geworden war, beendete das Weiße Haus die Zusammenarbeit mit Winston Wolkoff. Über eine Sprecherin ließ die First Lady mitteilen, sie habe nichts von der Verwendung der Gelder gewusst.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false