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Familienministerin Schröder: Zwischen Politik und Boulevard

Familienministerin Kristina Schröder sucht noch nach ihrer Linie. Ab und an erliegt sie der Versuchung, sich mit flapsigen Tönen als Vertreterin einer neuen Generation zu profilieren.

Von Hans Monath

Berlin - Die Vertreterin der Bundesregierung wirkt nicht fremd zwischen Smudo von den Fantastischen Vier, Itchyban von Culcha Candela und den jungen Netzaktivisten. In einer trendigen Bar in Berlin-Mitte präsentiert das Videoportal Youtube seinen Jugendwettbewerb gegen Ausgrenzung („361 Grad – Respekt“). Familienministerin Kristina Schröder (CDU) steht als Schirmherrin auf dem Podium. Die 32-jährige Twitterin, die schon vor ihrer Ernennung im Herbst 2009 gegen politischen Extremismus mobil machte, lobt die Aktion. „Es gibt eine Sache, auf die eine Gesellschaft unabdingbar angewiesen ist“, sagt sie: „Das ist Respekt.“

Ausgerechnet an Respekt aber hat es die jüngste Ministerin am Wochenende selbst fehlen lassen – an Respekt gegenüber den ungeschriebenen Regeln für Kabinettsmitglieder und einer Kollegin. Überraschend griff Schröder die Pläne von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) für eine Bildungs-Chipkarte für Hartz-IV-Kinder an. Damit reaktivierte sie Bedenken der Internetgemeinde gegenüber ihrer Vorgängerin als Familienministerin, die 2009 wegen ihres Vorgehens gegen Kinderpornografie im Netz als „Zensursula“ attackiert worden war.

Das Arbeitsministerium glaubt an die Revanche einer Gedemütigten, die ständig mit der Vorgängerin verglichen wird und in der Familienpolitik keine eigenen Erfolge vorweisen kann. Von der Leyen hatte die wichtigsten Experten und erweiterte Zuständigkeiten in ihr neues Amt mitgenommen. Die Nachfolgerin musste sich ständig verteidigen – ihre Autorität als jüngste Ministerin, ihre Zuständigkeiten und nicht zuletzt ihr Privatleben, das wegen ihrer Hochzeit ins Visier des Boulevards geriet („Wann kommt das Baby?“).

Als wichtigste inhaltliche Entscheidung blieb Schröder die undankbare Aufgabe, wegen der Sparvorgaben das Elterngeld zu kürzen und es für Hartz-IV-Empfänger ganz zu streichen. Ihr großes Ziel, die Pflege von Angehörigen zu erleichtern, hat ihr kein Renommee eingetragen. Die Idee eines freiwilligen Zivildienstes stößt auf Widerstand. Noch immer scheint die Ministerin auf der Suche nach einer eigenen Linie. Ab und an erliegt sie der Versuchung, sich mit flapsigen Tönen als Vertreterin einer neuen Generation zu profilieren, die nach eigenen Regeln agiert. Als der Rückzug Roland Kochs die CDU schockierte, erklärte Schröder den Vorgang zur normalsten Sache der Welt. Natürlich würden die Jungen in die großen Aufgaben hineinwachsen, meinte sie.

Doch bei den Hip-Hoppern von Culcha Candela kommt die Ministerin gut an. Als sie sich nach dem Fotoshooting schon verabschiedet hat, debattieren sie, ob sich Schröder nur anbiedert oder mit ihrer Musik auch auskennt. Sänger Itchyban jedenfalls glaubt, dass sie den Kontakt zur Jugendkultur noch pflegt. Sein Resümee: „Die ist noch flott unterwegs.“

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